Full text: Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte

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lieber geographischen Unterricht. 
als durch die Kenntnis der deutschen Stromgebiete allein schon gewonnen 
sein muß — nämlich die Schärfung des Blicks im Aufsuchen der Wasser- 
scheiden, die Beachtuug des Abdachens der Länder und Landstriche, und 
mancher dadurch bediugteu Eigentümlichkeiten, die Uebuug sich flache Karten 
zu einem plastischen Bilde zu gestalten, u. s. w.? Hat man dies bei den 
Schülern erreicht, ist auf solche Art die Terrainkunde angebahnt, so zer- 
legen sie die Oberfläche anderer Länder schon für sich, ohne weitere Anlei- 
tung, in gleicher Weife, und der Lehrer braucht nur auf die Hauptpunkte 
eines Basreliefs hinzuweisen, um die physische Laudesbeschreibung darauf 
zu stützen. 
Der erwähnten synthetischen Fortsetzung treten aber noch verschiedene 
Schwierigkeiten, unter andern die folgende, entgegen. Bei der ersten Be- 
Handlung der Karte von Deutschland, und selbst bei der Hinwey'nng auf 
klimatische Unterschiede, ist bekanntlich die Lehre von den Breitengraden und 
vom mathematischen Klima noch keineswegs nothwendig, es reicht noch hin, 
bloß zu wissen, daß es gegen Norden und Nordost kälter ist; und im Zeichnen 
gewährt es sogar snr den Anfang Vortheil, quadrirte Netze zu gebrauchen 
statt Meridiane mit Parallelen. Erst bei näherer Bekanntschast mit dem 
mittleren Europa, beim Hinausblick in die nach Nord, Ost, Süd und West 
liegenden europäischen Länder, drängt sich die Frage nach der wirklichen 
Stellung der Erde gegen die Sonne, nach den Zonen n. s. w. auf und der- 
langt alsdann ihre Beantwortung. Wer wollte sie länger aufschieben! Wer- 
den also uuumehr die Schüler zur Lösung dieser allmählich hervortretenden 
Probleme geführt, und folgt deshalb die allgemeine Beschreibung der 
Erde unmittelbar auf die Schilderung des vaterländischen Bodens, so sind 
wir wohl im Rechte, hierin keinen Sprung, vielmehr einen natürlichen lieber- 
gang zu sehen. 
§. 17. Was den dritten Abschnitt betrifft— der das leicht Faßliche 
und hieher Gehörige über die kosmische Stellung der Erde, die Lehre vom 
Globus, den Ueberblick der Erdoberfläche, die Eigentümlichkeiten des Meers, 
das Nöthige über den Erdmagnetismus und aus der Klimatologie mit ihrer 
Anwendung auf die Produktenkunde, ferner den höchst merkwürdigen, die 
jugendliche Wißbegierde und Urtheilskrast besonders erregenden Bau der 
Erdrinde, und schließlich die Menschenrassen und deren Bildungsfähigkeit 
zum Gegenstand hat — fo führt er geflissentlich die Überschrift: Lehren 
aus der mathematischen und physischen Geographie. Man 
betrachte ihn deshalb weder als vollständigen Abriß der allgemeinen und so¬ 
genannten reinen Geographie, noch suche man darin gewisse statistische Vor- 
begriffe, wie sie öfters in den Einleitungen der Kompendien vorzukommen 
pflegen. Was nämlich in den dritten Abschnitt aufgenommen ist, wird völlig
	        
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