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Nun folge ein Bild der Schlacht') und deren Folge in gedrängter
Kürze.
Die Armee war am Abend des 31. und am 1. früh in den vorge-
fchriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan. Die Bayern hatten
den linken Flügel bei Bazeilles an der Maas, daneben die Sachsen gegen
Moncelle uud Daigny, die Garde gegen Givonne noch im Anmarsch, das
5. und 11. Korps gegen St. Menges und Fleigueux; da hier die Maas
einen scharfen Bogen macht, so war von St. Menges bis Donchvry kein
Korps aufgestellt, in diesem Ort aber Würtemberger, die zugleich den
Rücken gegen Ausfälle von Mvzisres deckten; Kavallerie - Division Graf
Stolberg in der Ebene von Donchöry als rechter Flügel; in der Front
gegen Sedan der Rest der Bayern. Der Kampf begann trotz dichten
Nebels bei Bazeilles schon früh am Morgen, und es entspann sich nach
und nach ein sehr heftiges Gefecht, wobei Haus für Haus genommen
werden mußte, was fast deu ganzen Tag dauerte, und in welches die
Erfurter Divifiou Schöler (aus der Reserve, 4. Korps) eingreifen mußte.
Als ich um 8 Uhr aus der Front vor Sedan eintraf, begann die große
Batterie gerade ihr Feuer gegen die Festungswerke. Auf allen Pnnkten
entspann sich nun ein gewaltiger Geschützkamps, der stundenlang währte,
uud während dessen von unserer Seite nach und nach an Terrain gewonnen
wurde. Die genannten Dörfer wurden genommen. Sehr tief eingeschnittene
Schluchten mit Wäldern erschwerten das Vordringen der Infanterie und
begünstigten die Verteidiguug. Die Dörfer Jlly und Floing wurden ge-
nommen, und zog sich allmählich der Feuerkreis immer enger um Sedau
Zusammen. Es war ein grandioser Anblick vor unserer Stellung auf einer
dominierenden Höhe, hinter jener genannten Batterie rechts vom Dorfe
Frvnois vorwärts, oberhalb Pont Torey. Der heftigste Widerstand des
Feindes sing allmählich an nachzulassen, was wir an den aufgelösten
Bataillonen erkeuuen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern
zurückliefen. Die Kavallerie suchte einige Bataillone unseres 5. Korps an-
zugreifen, die vortreffliche Haltung bewahrten; die Kavallerie jagte durch
die Bataillons-Intervalle durch, kehrte dauu um uud aus demselben Wege
zurück, was sich dreimal von verschiedenen Regimentern wiederholte, so daß
das Feld mit Leichen und Pferden besäet war, was wir alles von unserem
Standpunkte geuau mit ansehen konnten. Ich habe die Nummer dieses
braven Regiments noch nicht erfahren können. Da sich der Rückzug des
Feiudes auf vielen Stellen in Flucht auflöste, und alles, Infanterie,
Kavallerie und Artillerie, in die Stadt und nächste Umgebungen sich zu-
sammendrängte, aber noch immer keine Andeutung sich zeigte, daß der
Feind sich durch Kapitulation aus dieser verzweifelten Lage zu ziehen be-
0 Der Verlust der Deutschen bei Sedan (an Toten uud Verwundeten) betrug
472 Offiziere und 8460 Mann; der französische 17 000 Manu und 21000 Gefangene.