Full text: Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) (2)

Otto der Große. 
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Steigerung der deutschen Wehrkraft und die Anlage von festen Plätzen 
und Städten erreichte, ein deutsches Reich ausgerichtet hat. 
Orro der Grosze (936-973)* 
Wie die Fürsten es Heinrich gelobt hatten, so wählten sie nach 
seinem Tod seinen Sohn Otto zum König. Mit nie gesehener Pracht 
und Herrlichkeit wurde Otto I ober der Große zu Aachen gesalbt und 
gekrönt. Nachdem ihm im Dome die Fürsten gehuldigt hatten, erflehte 
das gesamte Volk Heil und Segen dem neuen Herrscher. Hierauf über¬ 
reichte der Erzbischof vou Mainz dem jungen König die auf dem Altar 
liegenden Reichskleinodien. Zuerst gab er ihm Schwert und Gürtel, 
dann Armspangen und Königsmantel, zuletzt Scepter und Herrscherstab. 
Alsdann nahm er das Ölhorn, salbte ihn, setzte im die Krone ans und 
führte ihn auf deu Thron, worauf ein feierliches Te deutn angestimmt 
wurde. 
Nach vollendeter Feier folgte ein prächtiges Krönungsmahl im 
Palaste Karls des Großen, bei welchem die Herzöge den Ehrendienst 
übernahmen. Herzog Giselbert sorgte als Erzkämmerer für Beherbergung 
und Bewirtung, Herzog Eberhard von Franken hatte als Erztruchseß 
die Obhut der Tafel, Herzog Hermauu von Schwaben sorgte als Erz- 
muudscheuk für die Getränke, Herzog Arnulf von Baiern als Erzmar¬ 
sch all für die Unterbringung des Gefolges. So verwalteten die Fürsten 
hier zum ersten Male die sogenannten Erzämter. 
Otto war im Jahre seiner Krönung noch nicht 24 Jahre alt; ein 
schöner, kräftiger Jüngling, von hoher gebieterischer Gestalt, großen, 
klaren Augen, roten Wangen, lang wallendem blonden Haar, mächtiger 
breiter Brust, raschem Gange, würdevoll und königlich in seiner ganzen 
Erscheinung. Auch Vorzüge des Geistes zeichneten ihn von andern ans. 
Er erkannte mit scharfem Blicke, was feinem Reiche fromme und voll 
kriegerischen Mutes wußte er das als gut Erkannte auch gegen jede 
feindliche Macht durchzuführen. 
Nachdem er zunächst den Widerstand einiger Herzoge gebrochen und 
die königliche Macht befestigt hatte, unterwarf er in langen Kämpfen 
die Wenden dem Christentums und deutscher Sitte. Die weiten Gebiete 
zwischen Elbe und Oder wurden kolonisiert. Otto verfuhr, wie einst 
Karl der Große bei den Sachsen, indem er in den unterworfenen Land¬ 
schaften Bistümer gründete: fo Brandenburg, Havelberg, Merseburg, 
Meißen, Zeitz; ja, im fernen Osten wurde auch unter ben Polen das
	        
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