14. Armin, der Befreier Deutschlands. 101
hatte. Jetzt schienen jene Gegenden völlig beruhigt, und
sofort beschloß Tiberius, der Herrschaft des Königs ein Ende
zu bereiten. Schon zogen zwei starke Heere, das eine von
der Donau, das andere vom Rhein her, gegen Böhmen, wo
sie sich vereinigen wollten, da rettete ein unvorhergesehenes Er¬
eignis dem Marbod die Krone. In Dalmatien und Pannonien
waren die Völker der römischen Bedrückungen müde. Ein
furchtbarer Aufstand loderte empor. Ehe es zum Kriege mit
Marbod kam, mußte Tiberius die Heere, welche das Marko¬
mannenreich zerstören sollten, gegen die aufständischen Provinzen
führen. Drei Jahre ununterbrochener Kämpfe waren nötig,
um die Empörung völlig niederzuwerfen. Marbod aber, statt
gleichzeitig die Waffen gegen Rom zu erheben, ließ die günstige
Zeit verstreichen, froh, so leichten Kaufes dem Verderben ent¬
ronnen zu sein.
14. Armin, der Befreier Deutschlands, und
die Schlacht im Teutoburger Walde.
Den arglistigen Friedenskünsten des Tiberius und der
klugen Milde seines Nachfolgers in der Statthalterschaft am
Rhein, des Sentius Saturninas. war es gelungen, die
Deutschen mit der römischen Oberhoheit zu befreunden. Der
Germane lernte die Reize des feinen römischen Lebens schätzen,
die Fürsten bewunderten die glatten Manieren der gebildeten
Gesellschaft, den Geist der Ordnung im Staate, die Über¬
legenheit römischer Art und Kunst. Und die Römer ver¬
standen es, andre Nationen zu blenden und zu locken.
Germanische Jünglinge von hohem Stande drängten sich zum
Kriegsdienst in den Legionen und trugen stolz den fremden
Waffenschmuck, selbst Fürsten fühlten sich geschmeichelt, wenn
ihnen der Senat das Bürgerrecht oder der Kaiser eine
militärische Auszeichnung verlieh. Aber wenn es auch schien,
als sollte die deutsche Volksart der Herrschaft und Sprache,
dem Rechte und der Sitte der Römer den Platz räumen, so
war doch in Germanien Freiheits- und Vaterlandsliebe noch
nicht erstorben.