114 Kap. 19. § 99-100. Kais. Otto II. (S. Nieder!, in Unterital.) Otto III. Zug in Italien.
Benedict VI in der Engelsburg gefangen nahm und erdrosseln ließ, ja
sogar darauf ausging, die alte römische Republik wiederherzustellen. Otto II
drang daher 981 in Rom ein. Crescentius zog sich in ein Kloster
zurück, wo er nach einigen Jahren starb. Darauf wollte Otto Apulien und
Calabrien, welche Gebiete er als Brautsteuer seiner Gemahlin betrachtete,
in Besitz nehmen, und hatte schon fast ganz Apulien erobert und in der
Schlacht bei Rossano (nahe an der Meeresküste, südlich von Catrone)
die mit den Griechen verbündeten sicilischen Araber besiegt, als er bald
darauf in Calabrien nahe an der Meeresküste von den Feinden überfallen
wurde und eine vollständige Niederlage erlitt.
Otto selbst entfloh cin's Meer und rettete sich auf einem Rosse schwimmend auf
ein vorübersegelndes Schiff, das jedoch ein griechisches war und ihn, als er erkannt
wurde, mit nach Constantinopel nehmen wollte. Auf sein Versprechen ein"es bedeutenden
Lösegeldes fuhr ihn der Schiffsherr nach Rossano, wo die Kaiserin Theophano,
bereits durch abgesandte Boten benachrichtigt, ihn erwartete und das Lösegeld bereit
hatte. Als nun einige ihres Gefolges, um den Kaiser in Empfang zu nehmen, das
Schiff, auf dem sich Otto befand, bestiegen hatten, sprang der Kaiser, um rascher an
das Land zu schwimmen, in das Meer. Beim Hinausspringen wollte ihn einer der
Griechen am Gewand zurückhalten, wurde aber von einem Ritter durchbohrt. Erschrocken
wichen die Griechen auf die andere Seite des Schiffes, während des Kaisers Leute sich
in ihr Fahrzeug warfen und sich an das Land retteten. Zwar wollte der Kaiser dem
Schiffsherrn die versprochene Belohnung geben; dieser aber war mit den Griechen, auf
das Lösegeld verzichtend, aus Furcht davongesegelt.
Als er, nach Oberitalien zurückgekehrt, auf dem Reichstage zu Verona
seinem dreijährigen Sohne das Recht der Nachfolge im deutschen Kömgthume
verschafft hatte und eben im Begriff war, neue Rüstungen zu machen und
bereits in Rom angekommen war, starb er an den Folgen körperlicher An¬
strengung an einem Fieber im 28. Jahre seines Alters.
100. Da sein junger Sohn und Nachfolger Gtto der Dritte (genannt
„das Wunderkind", wegen seiner hervorragenden Begabung und gelehrten
Ausbildung) erst drei Jahre alt war, so trat eine vormundschastliche Re¬
gierung ein, die von seiner hochgebildeten Mutter Theophano und seiner
Großmutter Adelheid unter dem Beirate des Erzbischofs Willigis von
Mainz verständig geführt wurde. Zwar machte der obengenannte Herzog
Heinrich II von Baiern (der Neffe Otto's des Großen) Anspruch auf
die Reichsverwesuug und brachte sogar, unterstützt von Böhmen und Polen,
den jungen Otto (der in Aachen von den deutschen Fürsten zum König
gekrönt worden war) in seine Gewalt, wurde aber von dem Herzog von
Sachsen gezwungen, ihn wieder auszuliefern; dafür erhielt Heinrich das
ihm vom zweiten Otto abgesprochene Baiern zurück und blieb von da an
dem Kaiserhause treu.
Bei diesem Anlaß wurde Kärnthen von Baiern abgetrennt und als ein
eigenes Herzogtum einem jüngern Heinrich aus dem babenberg'schen Hause gegeben.
Der Angriff, den der französische König Lothar auf Lothringen machte, wurde glück¬
lich zurückgewiesen. Auch die Slaven hatten gleich anfangs einen furchtbaren Aus =
stand gemacht, dessen Verheerungen besonders Nordsachsen trafen. Sie wurden mit
Mühe bekämpft, und zu einer gänzlichen Unterwerfung trug erst allmählich die fried¬
liche Bekehrung der Böhmen (unter deren Herzog Boleslav) und der Polen
(unter dem Fürsten Miesse) bei. Nur die Aboduten und Milzen im Norden
blieben noch beim Heidentum.
Mündig geworden zog Otto III über die Alpen, hob die Gewaltherr¬
schaft des neuen Usurpators, des Patricius Johannes Crescentius, durch