Otto I. (ber Grotze).
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Drei Jahre nach dieser großen Kriegstat segnete der König das Zeitliche
in seiner Burg zu Memleben an der Unstrut. Seine Ruhestätte fand
er in dem von ihm gestifteten Dome zu Quedlinburg, an der Seite
seiner frommen Gemahlin Mathilde, die ihm stets eine treue
Lebensgefährtin gewesen war. Als Nachfolger empfahl Heinrich den
deutschen Fürsten seinen Sohn Otto.
Otto I. (der Große).
(936—973.)
Dieser war erst 24 Jahre alt, als er in Aachen, der Residenz
Karls des Großen, in feierlicher Weise zum König gekrönt wurde, in
Gegenwart von vielen Fürsten und Bischöfen. Der Erzbischof von
Mainz, der erste deutsche Kirchenfürst, führte den jungen König in die
Kirche, zeigte ihn allem Volk und sprach: „Sehet hier Otto, den Gott
zum König ersah, König Heinrich bestimmte und alle Fürsten erkoren
haben. Gefällt euch die Wahl, so erhebet eure Rechte!" Da hob das
Volk frohlockend die Hände auf, und nun umgürtete der Erzbischof
den König mit dem Schwerte Karls des Großen und sprach zu ihm:
„Nimm und führe es den Feinden Christi zum Schrecken, der Christen¬
heit zum Heile." Dann tat er ihm den Kaisermantel und die Arm¬
ringe an mit den Worten: „Bleibe dem heiligen Glauben getreu bis
in den Tod und erhalte den Frieden!" Hierauf legte er ihm das
Schwert und den Stab in die Hände, salbte ihn mit dem geweihten
Öle und sprach dazu: „Herrsche als Vater über deine Untertanen und
schütze die Witwen und Waisen." Sodann setzte er und der Erz¬
bischof von Köln dem Könige die Krone auf, und nun zeigte sich Otto
dem Volke in vollem Glanz der Majestät. Nach dem Gottesdienst
wurde im kaiserlichen Palast das Krönungsmahl eingenommen. Der
König wurde dabei von den Herzögen bedient; der Herzog von Franken
trug die Speisen auf, der von Schwaben schenkte den Wein, der von
Lothringen ordnete die ganze Feier. So wurde es seitdem gehalten
bei der Krönung der deutschen Könige.
Bald nach seinem Regierungsantritt begann für den neuen
König eine ausgedehnte Kriegs- und Friedensarbeit. An auswärtigen
Feinden und unbotmäßigem Fürsten fehlte es nicht, ja, im Schoße der
eigenen Familie erstanden ihm Gegner. Die Unzufriedenen hatten
sogar den jüngeren Bruder Ottos, den Herzog Heinrich, auf ihre Seite
zu bringen gewußt. Mit Heeresmacht rückte Heinrich an den Rhein
und brachte Otto in große Bedrängnis. Schließlich wurde der König doch