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Schoederer, Kaufmann aus Donauwörth, und den Buchhändler Stein *) aus Nürn¬ 
berg in ihrer Sitzung am heutigen Tage zum Tod verurteilt hat, welche beschuldigt und 
überführt sind, Schmähschriften gegen die französische Regierung und ihre Armeen 
verfaßt und verbreitet zu haben. Die Kommission hat gleichzeitig zu derselben 
Strafe per contumaciam den Kommis der Buchhandlung Stag zu Augsburg 
Namens Jenifch, sodann einen gewissen Enrich, Buchhändler zu Liutz, Kupfer, Buch- 
Händler zu Wien, und Merkle, Gastwirt zu Neckarsulm, verurteilt. Gemäß den 
Bestimmungen der heute durch Eilcourier usw. Braunau, den 25. August 1806." 
(Original im „Historischen Museum der Völkerschlacht und Zeit Napoleon- I." am Gasthaus 
Napoleonstein, Leipzig-Thonberg.) 
*) Buchhändler Palm (Steinsche Buchhandlung) in Nürnberg. 
5. Ereignisse in Leipzig während der Schlachten bei Saalfeld 
und Jena. 1806. 
„ ... In Hinsicht der sonst weit zahlreicher besuchten Michaelismesse war 
gleich anfangs der Einfluß des nahen Krieges sehr zu spüren. Viele Fremde waren 
ganz weggeblieben. Viele machten sich frühzeitiger als gewöhnlich wieder auf den 
Weg zu der Heimath — Verkäufer, ohne bedeutenden Absatz gehabt — Käufer, ohne 
viele Waaren eingekauft zu haben. Eine Menge Logis . . . standen leer, und bei 
vielen, welche auf große Vermiethung derselben gerechnet hatten, eben sowohl; als 
bei vielen, die sich einen ansehnlichen Absatz von Waaren versprochen hatten, sah 
es in den Taschen nicht viel anders als leer aus. 
Schon in der Mitte der Messe gegen den 6. 7. 8. Oetober . . . verließen 
mehrere Fremde Leipzig. Schon jetzt sprach man von Vorfällen zwischen den gegen¬ 
seitigen Kriegsheeren, besonders den Avantgarden. Fuhrwerk, das vor einigen 
Tagen nach Frankfurt a. M. zu abgegangen war, kehrte wieder zurück. Nicht viel 
anders gieng es den Posten. Sie brachten die Nachricht mit, daß die Straßen in 
die dortige Gegend nicht füglich zu pafsiren wären, indem die französischen Heere 
mit Macht eindrängen, und sich immer näher heranzögen. Etwas späterhin er¬ 
schienen Nachrichten von den Vorfällen bei Saalfeld1). Am 10. traf sogar ein 
verwundeter prensifcher Hnsarenobrister in Leipzig ein, welcher wohl einige glaub¬ 
würdigere Nachrichten über den schlimmen Ausgang jener Gefechte für die Preußen 
und Sachsen mitgebracht haben mochte. Man hätte nämlich bisher den beyden 
Letzteren den Sieg zugeschrieben, was aber nicht begründet gewesen war. 
Und schon sieng man nun gewissermaßen auch an, für die Freundesarmeen 
zu fürchten. Das in Leipzig garnifonirende Bataillon erhielt am 11. schleunig 
Ordre zum Ausmarsch. Schon sah man die Compagniewagen aufpacken. Schon 
sah man nicht weniger mehrere Wagen mit Kostbarkeiten von benachbarten kleinen 
Fürsten . . . eiligst hier ankommen und dnrchpassiren. Schon verbreitete sich das 
Gerücht von einer Niederlage des Prinzen von Hohenlohe. Es kamen gegen Abend 
sogar schon mehrere blessirte preußische Husaren und sächsische Dragoner hier an, 
welche, wie sie sagten, durch überlegene Macht von der Wagenburg vertrieben 
worden waren, sich unter beständigem tapfern Widerstände hatten zurückziehen müssen, 
und jene Nachricht bestätigen zu können schienen. 
So gern man sich auch im Vertrauen auf die Preußischen Truppen, die so 
viel versprochen zu haben schienen, und aus treuer Siebe zu den wackern sächsischen 
*) wo am 10. Oktober der Vortrab der Preußen geschlagen wurde und Prinz Louis 
Ferdinand fiel.
	        
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