Full text: Römische Geschichte (Abt. 2)

Dritter Zeitraum. — § 20. Die Gracchischen Unruhen. 51 
politische Meuchelmord! Bald entschieden Mordbanden die Schicksale 
Roms. Das Ende war die Sübelherrschaft (Militärdiktatur). 
2. Der Senat, durch die Censoren gewählt, bestand fast nur 
aus adligen Mitgliedern; durch die Dauer des Amtes auf Lebens¬ 
zeit stellte er eine Versammlung berufsmäßiger Staatsmänner und 
somit den eigentlichen Letter des Staatea dar. Einfluß auf die 
Volksversammlung durch die oben angegebenen Mittel und die 
Auspizien, auf die Gerichte durch Zusammensetzung der Gerichts¬ 
höfe aus Senatoren unter dem Vorsitz von Prätoren, deren Zahl 
ans 6 stieg. 
3. Die Beamten wurden, wie der Senat, fast nur dem reichen 
Adel entnommen. Reichtum war notwendig bei den großen Kosten 
einzelner Ämter, wie dem der Ädilen; keine Ämterbesoldung. 
Durch prachtvolle Ausstattung der Spiele und reichliche Korn- 
verteilnng haschte man nach Volksgunst (Panem et circenses!); 
durch Ausbeutung der Provinzen entschädigten sich dann die Beamten 
wieder. Folge: Untreue in der Verwaltung, Bestechlichkeit, Er¬ 
pressungen. 
Die Diktatur wurde abgeschafft; in Notfällen konnte den 
Konsuln außerordentliche Vollmacht erteilt werden durch die Formel: 
„Videant consules, ne quid res publica detrimenti capiat“ (zum 
ersten Male im Jahre 121; vgl. S. 54). 
B. Die wirtschaftliche Lage. Noch nach dem 2. punischen 
Kriege wurden Bauerngüter ausgeteilt. Bald jedoch wurden diese 
durch das Großkapital aufgesaugt: es häuften sich große Besitzungen 
in einer Hand (Latifundien). 
Statt der Höfe Rittergüter, statt der freien Bauern mit Tage¬ 
löhnern Edelleute mit Hörigen und Sklaven. 
Das Einströmen fremden Getreides und die Billigkeit der 
Sklavenarbeit entwertete das auf italischem Boden erzeugte Korn, 
weshalb man vom Getreidebau vielfach zu der weniger kostspieligen 
Viehwirtschast ober zum Plantagenbau (Wein und Öl) überging. 
Die massenhafte Beschäftigung unfreier Arbeiter brückte ben Wert 
freier Arbeit herab. Folge: Verarmung ber nieberen Bürgerklassen, 
elendes Los ber Unfreien (Sklavenaufstäube!). 
In ben politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen 
lag der Zündstoff zu einer Staateumwälzung! 
§ 20. Die Gracchischen Unruhen. 
133—121. 
Die schweren Schüben bes Staates würben von einsichtigen 
Männern, auch bes Abels, erkannt. Versuche, bie wirtschaftliche Lage 
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133—121
	        
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