Full text: Die nationale Bewegung von 1815 - 1849 (H. 73)

24 Die Einweihung des Kölner Doms 
träge nie wieder zur Basis eines neuen Friedens zu machen, sondern das 
Schwert nicht eher in die Scheide zu stecken, bis uns unser ganzes Recht 
geworden ist, bis Frankreich seine ganze Schuld an uns bezahlt hat. 
3. Nationale Denkmale und Zeste. 
a) Gorres über den vom in Köln.1 
Trauernd schwebt die Idee des Meisters über diesem Dome, er 
hat sie vom Himmel herabbeschworen, aber den Leib haben alle Ge¬ 
schlechter, die an ihr vergangen sind, ihr nicht ergänzen können, unb so 
flattert sie, halb Geist und halb verkörpert wie beim Sterbenden oder 
Ungeborenen um die gewaltige Masse und kann sich nicht ablösen und 
wiederkehren, noch auch zur Geburt gelangen, um ein viel tausendjäh¬ 
riges RIter auf Erden durchzuleben. Ein ewiger Vorwurf steht der Bau 
vor unsern Augen, und der Künstler zürnt aus ihm hervor, daß so 
viele Menschenalter nicht zur Wirklichkeit gebracht, was er allein, ein 
schwacher sterblicher Mann, in seines Geistes Gedanken getragen hat. 
Ruch sei ein Fluch darauf gesetzt gewesen, als die Bauleute sich verliefen, 
und also hat der zornige Geist geflucht: solange soll Teutschland in 
Schande und Erniedrigung leben, preisgegeben eigenem Hader und frem¬ 
dem Übermut, bis sein Volk sich wieder der Idee zuwendet, von der 
es sich, der (Eigensucht nachjagend, losgesagt, und bis es durch wahr¬ 
haftige Gottesfurcht, gründlich treuen Sinn, festes Zusammenhalten 
in gleicher Begeisterung und bescheidener Selbstverleugnung wieder taug¬ 
lich worden, solche Werke auszuführen, wie sie es jetzt in seiner Ver¬ 
sunkenheit aufgegeben. ... 3n feiner trümmerhaften Unvollendung, 
in seiner Verlassenheit ist es ein Bild gewesen von Teutschland seit der 
Sprach- und Gedankenverwirrung,- so werde es denn auch ein Symbol 
des neuen Reiches, das mir bauen wollen. 
b) Rede Friedrich Wilhelms IV. beim Kölner Domfest. 4. Sept. *842.2 
Meine Herren von Köln ! (Es begibt sich Großes unter Ihnen. Dies 
ist, Sic fühlen es, kein gewöhnlicher Prachtbau. (Es ist das Werk des Bru¬ 
dersinns aller Deutschen, aller Bekenntnisse. Wenn ich dies bedenke, 
so füllen sich meine Rügen mit Wonnetränen, und ich danke Gott, diesen 
Tag zu erleben, hier, wo der Grundstein liegt, dort mit jenen Türmen 
zugleich, sollen sich die schönsten Tore der Welt erheben. Deutschland 
baut sie, so mögen sie für Deutschland, durch Gottes Gnade, Tore einer 
neuen, großen, guten 3eit werden! Rlles Rrge, Unrechte, Unwahre und 
darum Undeutsche bleibe fern von ihnen. Nie finde diesen Weg der 
Ehre das ehrlose Untergraben der Einigkeit deutscher Fürsten und Völ¬ 
ker, das Rütteln an dem Frieden der Konfessionen und Stände, nie ziehe 
1 ctus öem Rheinischen Hierfür vom 20. November 1814. S. Josef v. (Börres’ 
Ausgemahlte Werke unö Briefe, herausgegeben v. Schetlberg Bö. I S. 592 ff. 
2 Dgl. Treitschke, Deutsche (beschichte Bö. V S. 168 ff.
	        
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