Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

Deutschland unter eigenen Königen. 
eint meisten, wie es schien, Lei den Franken nnd den Sachsen. Tie 
Großen dieser beiden Stämme vereinigten sich znr Wahl eines deut¬ 
schen Königs. Sie trugen die Krone dem mächtigsten Fürsten an, 
o "o?em Erlauchten, Herzog von Sachsen aus dem Hanse der 
^Ifff; ^ser jedoch, bereits hochbetagt, lehnte ab und lenkte 
rte,. ^ fe der Wähler aus Konrad, den angesehensten unter den 
fränkischen Großen, der deshalb auch öfters „Herzog der Franken" 
genannt wird. So wurde dieser gewählt. Allein seine Macht war 
eine mehr scheinbare, als^ wirkliche. Im Innern hatte er nach allen 
ten Init Unbotmäßigkeit zu kämpfen, und so vermochte er auch 
nach außen keine nachdrückliche Kraft zu entfalten. Bon Lothringen 
ging der westliche Teil an Frankreich Verloren. Tie wilden Ungarn, vom 
Herzog Arnulf von Bayern, der sich dem König widersetzt hatte und von 
ihm zur flucht gezwungen worden war, als Bundesgenossen angerufen 
verwüsteten Deutschland. Mit dem Sohne Ottos des Erlauchten,' 
HerzogHeinrich, geriet Konrad in Zwist, weil er so unklug war, diesem 
einen -teil ber väterlichen Sehen, die in Thüringen gelegenen, vorzu¬ 
enthalten. Heinrich ließ ihn das Übergewicht seiner herzoglichen über 
uc königliche Macht empfinden. Nur in Schwaben gelang es ihm, 
zwei Großen, die sich zu Herzögen ausgeworfen hatten, ©rchanger 
unb Bertholt), mit Hilfe des Bischofs von Konstanz obzusiegen. Konrad 
ließ beide a(y liebelten hinrichten. Nach solchen Erfahrungen war 
Cy ebenso eine Art ber Klugheit, wie bes Patriotismus, wenn Konrad 
vor semem Tobe (919) seinem Brnber Eberharb anempfahl, bie 
deutsche Königskrone nicht für sich und ihr Haus zu beanspruchen, 
sonbern sie bem zuzuwenben, ber allein bie Macht besitze, ihr bas 
notige Ansehen nach innen und außen zu sichern. Das aber war 
Heinrich, ber Sachsenherzog. Eberhard folgte diesem Rate, und 
die Fürsten gingen darauf ein. Nach der Erzählung Richers waren 
es auch wieder die Franken und Sachsen, welche Heinrich zum König 
wählten. Er selbst nannte sich „König der Franken", als ob noch immer 
die Franken es wären, welche die Krone zu vergeben hätten.*) Als 
nach vollzogener Wahl der Erzbifchof Heriger von Mainz den König 
krönen und salben wollte, wies Heinrich dies zurück, indem er, wie 
*) Die schöne Sage, wie Heinrich die Fürsten, welche kommen, ihm die Krone 
anzubieten, am Bogelherd empfängt, die Justus Kerner so ergreifend in poetischer 
Form ausgeprägt, scheint erst später entstanden zu sein; keiner der zeitgenössischen Ge¬ 
schichtsschreiber erwähnt sie, und der Name „Finkler" oder „Vogler" taucht 
erst im 11. Jahrhundert (Bei Lambert von Hersfeld) auf.
	        
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