Deutschland unter eigenen Königen. ' 11
beiseit zweiter Ehe (bic erste war wegen kirchlicher Schwierigkeiten wieber
getrennt worben) mit Mathilde, einer sächsischen Edlen, angeblich ans
Wibnkinbs Geschlecht. Erzbischof Hildebert von Mainz vollzog bic
feierliche Salbung. Dann setzte sich Otto mit beit Erzbischöfen znm
glänzenden Königsmahl nieder, wobei ber Herzog von Lothringen als
Kämmerer, ber von Franken als Trnchsch, ber von Schwaben als
Schenk nnb ber von Bayern als Marschalk ihn bedienten. Otto war
gleich seinem Vater von kräftiger Gestalt nnb königlichem Wesen, jeboch
in seinem Auftreten strenger, währenb Heinrich liebenswürbiger ge¬
wesen war.
Die Regierung Ottos I. war ebenso stürmisch als glänzenb.
Im Innern mußte er wieberholt mit abtrünnigen Vasallen
kämpfen, mit betten seilte eignen Verwanbten, erst sein Stiefbruder
Thankmar, dann sein jüngerer Bruber Heinrich, später sein Sohn
Lubolf unb sein Schwiegersohn Konrad, sich verbanden und welche
sogar einen Frembett, Lnbwig VI. von Frankreich, zu ihrer Hilfe
herbeiriefen. Doch ward Otto ihrer Aller Herr, wenn auch nicht
ohne große Schwierigkeiten. Ein sächsischer Großer, Hermann Bil-
liutg, leistete ihm babei wichtige Dienste, wofür Otto fein Herzog¬
tum Sachsen auf ihn übertrug.
Nach außen war Otto nach allen Seiten siegreich. Den Böhmer¬
herzog Voleslav zwang er nach harten Kämpfen, bic Oberherrlich¬
keit bes bentfchen Königs von neuem anzuerkennen. Die Slawen
an Ober und Spree bezwang er mit Hilfe Hermann Billuugs unb
bes von ihm als Markgrafen ber Nordmark eingesetzten mächtigen
Grafen Gero, legte neue Marken an unb grünbete Bistümer in Havel-
berg, Brandenburg, Merseburg, Zeitz it. s. w., erhob auch Magdeburg
zum Erzbistum. Die Dünen, die in Schleswig eingefallen, verjagte
er von dort, drang bis an die Spitze Jütlands vor und schlenderte
zum Zeichen, daß er so weit gekommen sei, seine Lanze in die Fluten des
Meeres. König Harald von Dänemark mußte geloben, sich tcmseit zu
lassen, und sein Land vom Reiche zu Lehen nehmen. Mit dem
König Ludwig von Frankreich hatte sich Otto inzwischen ausge¬
söhnt, sogar verschwägert; von ihm gegen dessen aufrührerische Va¬
sallen zur Hilfe gerufen, brachte er diese zum Gehorsam und erhielt
dafür von Lndwtg das (bisher bet Frankreich verbliebene) westliche
Lothringen zurück.
Die Ungarn, uneingedenk der schweren Niederlagen, die sie
unter Heinrich I. erlitten, hatten 954 abermals verwüstend unb plün¬
dernd Süddeutschland durchzogen. Als sie 955 diesen Raubzug