Full text: Die Supplingenburger (2)

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willigte darein, daß die Bischöfe fortan von den Dom¬ 
kapiteln frei gewählt würden und verzichtete darauf, die¬ 
selben mit Ring und Stab, als den Zeichen ihrer geist¬ 
lichen Würde, zu belehnen, vielmehr sollte diese Belehnung 
in Zukunft dem Papste oder den von ihm Bevollmächtigten 
zustehen. Da aber die Bischöfe zugleich auch weltliche 
Herren über ein Reichsland waren, so sollten sie vorn 
Kaiser mit den Zeichen der weltlichen Gewalt, mit 
dem Szepter und der befahnten Lanze, belehnt werden, 
und zwar sollte in Deutschland diese weltliche Be¬ 
lehnung der geistlichen vorangehen, in den übrigen 
dem Kaiser unterworfenen Ländern aber derselben nach¬ 
folgen. Hierdurch wurde ausgesprochen, daß in allen 
geistlichen Angelegenheiten die Bischöfe ihre Weisungen 
vom Papste empfangen, ihm gehorsam und ihm 
allein verantwortlich sein sollten, in allen weltlichen 
Angelegenheiten aber sollten sie getreue Vasallen des 
Kaisers sein und seinen Befehlen gehorchen. Dieser 
Vertrag, welchen man das Wormser Konkordat nennt, 
wurde am 23. September 1122 abgeschlossen und öffent¬ 
lich verkündigt. Auf den Rheinwiefen bei Worms war 
es, wo darauf nach einer feierlichen Messe, die der päpst¬ 
liche Gesandte hielt, der Kaiser vom Bann losgesprochen 
und wieder in den Schoß der Kirche ausgenommen wurde. 
Groß war der Jubel der unzählbaren Menge bei diesem 
erhebenden Schauspiel, und als nun ber Gesaubte im 
Namen bes Papstes bem Kaiser ben Friebensknß bot, ba 
glaubte alle Welt, baß nunmehr ein Zeitalter bes Friebens 
angebrochen sei. 
Herzog Lothar hatte an ben Verhanblungen des Reichs¬ 
tages zu Worms nicht teilgenommen. Der Kaiser hatte 
es abgelehnt, mit ihm in Friedensuuterhanblungen zu 
treten, unb während» er den übrigen Sachsenfürsten will¬ 
fährig entgegen kam, verlangte er von Lothar unbebingte 
Unterwerfung. Seine Absicht war, die sächsischen Großen 
durch Nachgiebigkeit für sich zu gewinnen, zumal er 
wußte, baß manche mit Lothars Walten nnzufriebeu waren. 
In ber That gelang es ihm auch, Unfrieden im Lanbe
	        
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