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3. Die Unterwerfung des größten Teils von Gallien; die
Einigung der Franken. Nach dem Siege über die Alemannen konnte
Chlodwig an eine weitere Ausdehnung seiner Macht denken. Bald hatte
er die Burgunder in Abhängigkeit gebracht, und den arianischen
Westgoten entriß er durch einen-Sieg das Land zwischen ^oire
und Garonne.
Außerdem räumte er mit Gewalt und Hinterlist seine königlichen
Bettern, die noch über einzelne Teile der Frankenstämme herrschten, aus
dem Wege.
So'fügte er während seiner dreißigjährigen Reglerungs-
zeit ein gewaltiges Reich zusammen.
4. Chlodwigs Nachkommen. Nach seinem Tode im Jahre 511
wurde das Reich von seinen vier Söhnen gleichsam als Privateigentum
betrachtet und geteilt. Doch bildeten ihre Gebiete nach außen hin
ein Ganzes, und so konnte das Frankenreich noch bedeutend erweitert
werden. Sie nahmen den Westgoten das Land zwischen Garonne
und Pyrenäen ab und unterwarfen endgültig das Burg und erreich,
so daß sie jetzt Herren von ganz Gallien waren. Auch nach Osten
dehnten sie ihren Einfluß aus; die südliche Hälfte des Thüringer-
reichs wurde ihnen Untertan, und bald gerieten auch die Bayern in
Abhängigkeit, so daß mit Ausnahme der Sachsen alle westgermanischen
Stämme unter fränkischer Herrschaft vereinigt waren. Doch behielten
die Unterworfenen ihr eigenes Recht und meist große Selbständigkeit.
Den Main auswärts legten die Franken zahlreiche Ansiedelungen an;
viele davon sind an der Endsilbe heim ihres Namens zu erkennen.
Die Frankenkönige bekämpften einander oft heftig. Unter ihnen und
ihren Nachfolgern geschahen furchtbare Greuel. Uberhaupt stand die
Regierung der Merowinger lange unter dem Zeichen der Blutrache.
Den Gipfel erreichten diese Greueltaten zur Zeit der Königinnen Brun-
Hilde und Fredegnnde. Brunhilde, die Gemahlin des einen Franken-
königs, hatte den Tod ihrer Schwester zu rächen, die von ihrem Gemahl
umgebracht worden war, damit er sich mit Fredegunde vermählen konnte.
5. Die Zustände im Frankenreiche. Durch die Eroberung Galliens
war viel Römisches zugrunde gegangen. Die Franken waren ein
Bauernvolk und brachten aus ihren Gehöften meist selbst hervor, was
sie brauchten. Infolgedessen hatten die Handwerker und Kaufleute in
den Städten keinen Absatz mehr für ihre Waren und^ mußten, um leben
zu können, Bauern werden. So schrumpften die Städte zusammen
und verfielen. Zwischen den Ruinen erhoben sich die rohen Holzhäuser
der Franken, ehemals prächtige Paläste wurden als Scheunen benutzt.
Der freie Franke war jetzt in erster Linie Bauer, in zweiter
Krieger. Er hatte nun auch eigenen Grundbesitz; denn das
Ackerland war ausgeteilt. Weide und Wald gehörten noch der Gemein-