Full text: Belehrungen über wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen

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Vierzehntes Kapitel. 
entgegengesetzte Napoleons, aber mit grofser Konsequenz. Nur 
dieses kann Vertrauen geben, und nur erst auf Vertrauen in 
Rechtlichkeit und Konsequenz kann Achtung gegründet werden, 
statt deren der Übei'mächtige Furcht gebietet. Nur Achtung 
kann dem Staat Ansehen und Sicherheit verschaffen, der durch 
Furcht nicht imponieren kann. Auch im Unglück kann man 
Würde behaupten und einen edlen, festen Ton beibehalten. 
4. Alle Verwickelungen vermeide man aufs allersorgfältigste und 
gebe keinen Anstofs zum Streit, damit man Zeit gewinne, sich 
zu verstärken. 
5. Insonderheit ist hierin mit Napoleon die gröfste Vorsicht nötig, 
da noch so viele Gegenstände mit ihm auszugleichen sind, und 
er das Messer noch über uns zuckt. — Aber um alles in der 
Welt schmeichle man Napoleon nicht kriechend wie ehemals. 
Damit würde man gewifs den Zweck verfehlen, wie wir ihn 
verfehlt haben. Napoleon weifs recht wohl, was er von solchen 
Zuvorkommenheiten und Schmeicheleien zu halten hat, und nur 
seine Achtung kann frommen. Man hüte sich, mit ihm zu 
streiten, solange es irgend möglich ist; man beleidige ihn nicht, 
aber auch gegen ihn benehme man sich mit Würde und Festig¬ 
keit und Konsequenz. Von sehr guter Hand ist mir versichert 
worden, dafs man in Paris die Briefe des Königs an Napoleon 
„les El6gies de Fr6deric Guillaume“ nannte. 
6. Preufsen mufs sich jetzt Frankreich nicht nähern und sich ja 
nicht um die Allianz Napoleons bewerben, gegen die er sogar 
Abneigung geäufsert hat. Es mufs sich von ihm suchen lassen 
und nur dahin trachten, zu verhüten, dafs er es nicht zwinge, 
unter seinen Fahnen zu fechten. — 
7. Dem Rheinbunde mufs Preufsen ja nicht beitreten, weil es 
dadurch der Abhängigkeit das Signal aufdrücken und sich zum 
Vasallen Napoleons stempeln würde. Es bewahre wenigstens 
den Schein der Independenz, bis es die Wirklichkeit wieder 
an die Stelle setzen kann! Selbst angebotene Vorteile dürfen 
Preufsen nicht hiezu bewegen. 
8. Rufsland hat Preufsen schändlich verlassen. Um aber den 
Charakter der russischen Treulosigkeit, das künftige Benehmen 
gegen diese Macht und den Grad des Vertrauens richtig zu 
bestimmen, das man auf sie setzen kann, ist es durchaus nötig, 
auf die Umstände Rücksicht zu nehmen und auf die Personen, 
welche dabei gewirkt haben. 
Preufsen mufs Rufslands Nachbarschaft und Macht immer 
scheuen und schonen. Jetzt mufs es solches so fest als mög¬ 
lich an der Allianz und den durch die Bartensteiner Konvention 
eingegangenen Verbindlichkeiten, an den mündlich und schrift-
	        
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