Contents: [Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband])

Die Schlacht bei Belle Alliance. 
47 
Handgemenge wenden sich die Angreifer rückwärts; auch der tapfere 
Ney, dem das Pferd unter dem Leibe erschossen ist, vermag sie nicht 
zu halten. Noch ist nicht alle Hoffnung verloren; aber jetzt erfolgt 
auch die Entscheidung bei Plancenoit. Die Zahl der Angreifer wächst 
dort zusehends, schon sind auch Teile des Pirchschen Heerteils zur 
Stelle, und so erfolgt nun ein umfassender Angriff. Jene zwölf Ba¬ 
taillone der Kaisergarde wehren sich ritterlich; erst beim dritten Sturm, 
den Gneisenau persönlich leitet, wird das Dorf genommen. Endlich 
verschwinden die Bärenmützen auch vom Kirchhofe, wo sie am längsten 
standgehalten haben. Die Füsiliere des fünfzehnten Regiments folgen 
zunächst. Auf den Pachthof La Belle Alliance, dessen weiße Mauern 
weithin leuchten, nehmen die Preußen ihren Weg. Jetzt gibt auch 
Napoleon die Schlacht verloren, er stürzt sich in den Strom der flüch- 
tigen Scharen und wird von diesen fortgetragen. Die englischen Truppen 
sind zu ermattet, als daß sie zur nachhaltigen Verfolgung verwandt 
werden können; aber, um doch den Seinen das Gefühl des Sieges zu 
geben, rückt der Feldherr mit ihnen noch eine Strecke weit vor, dann 
macht er halt. 
Es war schon etwas dunkel, als er gleich hinter dem Pachthofe 
Belle Alliance mit Blücher zusammentraf. Es war ein freudiges 
Wiedersehen; die beiden Führer sanken sich in die Arme. Der preu¬ 
ßische Feldherr, dem sein Befinden die persönliche Teilnahme am Kampfe 
verbot, hatte der Schlacht in der Gegend von Plancenoit zugeschaut; 
jetzt war er vorgeritten, umjubelt von seinen siegreichen Preußen. Als er 
Wellington begrüßt hatte und aus Müfflings Munde erfuhr, daß dieser 
sein Hauptquartier in St. Jean zu nehmen gedenke, wo Napoleon früh 
habe schlafen wollen, entgegnete er: „Sagen Sie dem Herzoge, daß ich 
dahin gehe, wo er diese Nacht noch schlafen will; da stöckere ich ihm 
'raus." Wirklich ritt er noch eine halbe Meile bis Genappe und nahm 
gegen elf Ahr im ersten Hause zur linken Hand seine Wohnung. Da 
im Vorderzimmer verwundete Franzosen lagen, so befahl er, dieselben 
nicht zu stören, sondern sorgfältig zu pflegen, und begnügte sich mit 
einem kleinen Kämmerchen. Obschon er sehr ermattet war, so schrieb 
er doch noch an seine Gemahlin einen kurzen Siegesbericht. Derselbe 
begann: „Schlachtfeld von La Belle Alliance. Was ich versprochen, 
habe ich gehalten." So deutete er schon damals an, wie er die Schlacht 
zu nennen gedachte. 
Die Verfolgung übernahm Gneisenau. Für diesen war der Tag 
so herrlich wie für seinen Feldmarschall. Von dem Augenblicke an, da 
die Bülowschen hinabstiegen in das Tal, bis zu demjenigen, wo er selbst
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.