fullscreen: Die deutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815

10 Das Jahr 1813. 
Seinem Stolze dünkte es unerträglich, die Herrschast der Welt aus den 
Händen zu geben. Er wähnte, sie immer noch behaupten zu können; denn 
die Gewalt des Gemütes, wenn es für Freiheit und Tugend entzündet 
ist, verstand er nicht zu berechnen. Darum erschien ihm die Begeisterung 
der Besseren in Deutschland wie ein leeres Haschen nach Luftgebilden der 
Gedanken, und der gewaltige Zorn des ganzen Volkes wie ein Fieber- 
rausch, der bald verrauchen werde, wenn Gut und Blut zum Opfer ge- 
bracht werden sollten. So lange nur Kräfte gegen ihn stritten, welche er 
kannte, überwältigte er sie mit der kalten Überlegung seines Verstandes 
und der Übermacht seiner Heere; wie viele dabei zu Grunde gingen, war 
ihm gleichgültig. Als aber die Geister erwachten und die Herzen erglühten, 
da faßte er sein Zeitalter nicht und er mußte fallen. — Am 31. März, 
als einige Tage vorher die Kriegserklärung von Preußen in Paris an- 
gekommen war, ließ er in einer Zeitung daselbst schreiben: „Wenn auch 
die Feinde auf dem Montmartre von Paris ständen, so werde er doch 
kein Dorf von seinen Eroberungen herausgeben"; und am Tage darauf, 
1. April, erklärte er den Krieg gegen den König von Preußen, ja, er be- 
schloß in seinem Herzen, das preußische Reich und der preußische Name 
sollten gänzlich vernichtet werden. Und gerade nach einem Jahre, am 
31. März 1814, rückten die deutschen und russischen Heere in Paris ein, 
und zwei Tage darnach, 'den 2. April, erklärte der Senat von Frankreich 
den Kaiser Napoleon seiner Krone verlustig. 

4. 9ic erjlm irirporfnllr. 
Mit den Überbleibseln des französischen Heeres und einigen neu ge- 
sammelten Haufen hatte sich der Vizekönig Eugen unter den Mauern von 
Magdeburg gelagert, den übrigen Lauf des Elbstromes mußte er frei gebeu. 
Den Ausfluß desselben aber und das wichtige Hamburg hätten die Franzosen 
gern behauptet; der General Morand wendete sich mit 4000 Mann, mit 
denen er die Küsten von Mecklenburg und Pommern besetzt gehalten hatte, 
dahin; aber drei kühne Anführer, Tettenborn, Czernitscheff und Dörn- 
berg, verfolgten ihn mit ihren leichten Scharen und ließen ihn am rechten 
Elbufer nicht festen Fuß behalten. Er mußte über den Fluß nach Bremen 
zu weichen. Alles Volk im nördlichen Deutschland jubelte laut, wohin 
die Befreier kamen. Der. edle Herzog von Mecklenbnrg-Strelitz, der 
erste nach dem König Friedrich Wilhelm, sagte sich von den französischen 
Banden los und sprach das großherzige Wort: „Er werde sich mit Gottes 
Hülfe der Ehre wert zeigen, ein deutscher Fürst zu sein!" Die Bürger 
Lübecks und Hamburgs frohlockten und bereiteten sich, das Geschenk der 
neuen Freiheit mit eigenen Kräften verteidigen zu helfen. Den General 
Morand aber, welcher wieder vorzurücken wagte, suchte Dörnberg mit 
2000 Mann hinter den Mauern von Lüneburg auf, griff ihn am 
2. April herzhaft an, erstürmte die Stadt und tötete den Anführer selbst.
	        
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