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war der gegenseitige Gruß. Es waren erprobte Männer, ein heiliger
und Gott wohlgefälliger Senat.
Der mit dem schmächtigen Körper und dem scharfen, von Fasten
und Nachtwachen geblaßten Antlitz war Notker, der Stammler.
Ein wehmütig Zucken spielte um seine Lippen; lange Übung der
Askesis hatte seinen Geist der Gegenwart entrückt. Früher hatte
er gar schöne Singweisen erdacht; jetzt war er verdüstert und ging
in der Stille der Nacht den Dämonen nach, mit ihnen zu kämpfen.
In der Krypta des heiligen Gallus hatte er jüngst den Teufel er¬
reicht und so darniedergeschlagen, daß dieser mit lautem Auweh-
schrei in einen Winkel sich barg; und seine Neider sagten, auch sein
schwermütiges Lied media vita sei unheimlichen Ursprungs und
vom bösen Feind geoffenbart als Lösegeld, da er ihn in seiner
Zelle siegreich zusammengetreten unter starkem Fuße festhielt.
Aber neben ihm lächelte ein gutmütiges, ehrenfestes Gesicht aus
eisgrauem Bart her für; der starke Tutilo war's. Der saß am
liebsten vor der Schnitzbank und schnitzte wunderfeine Bildwerke
in Elfenbein. Aber wenn ihm der Rücken sich krümmen wollte
von der Arbeit Last, zog er singend hinab auf die Wolfsjagd oder
suchte einen ehrlichen Faustkampf zur Erholung; er focht lieber mit
bösen Menschen als mit nächtlichem Spuk.
Auch Ratpert kam herzu, der lang erprobte Lehrer der Schule,
der immer unwillig auffuhr, wenn ihn das Kapitelglöcklein von
seinen Geschichtsbüchern abrief. Weil er unter den letzten in
den Saal trat, kam er neben den bösen Sindolt zu stehen, seinen
Widersacher, und dieser neben Radolt, den Denkmann, der über
jeglich Ding der Welt disputierte. Aus dem Dunkel im Saales¬
grund ragte Sintram hervor, der unermüdliche Schönschreiber, dessen
Schriftzüge die ganze cisalpinische Welt bewunderte.
Die größten Brüder an Maß des Körpers waren die Schotten,
die am Eingänge ihren Stand nahmen, Fortegian und Failan,
Dubslan und Brendan, und wie sie alle hießen, eine untrennbare
Landsmannschaft, aber mißvergnügt über Zurücksetzung. Auch der
rotbärtige Dabduin stand dabei, der trotz der schweren, eisernen
Bußkette nicht zum Propst gewählt ward und zur Strafe für seine
beißenden Schmähverse auf die deutschen Mitbrüder drei Jahre
lang den dürren Pfirsichbaum im Klostergarten begießen mußte.