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s Bilder aus dem Dreißigjährigen Kriege. 8
8 Von R. Kaufet, Göttingen. 1
Der Dichter Grimmelshausen wurde 1625 zu oder bei Gelnhausen
(Hessen) als Sohn bäuerlicher Eltern geboren. Als zehnjähriger Junge
geriet er unter die Soldaten und nahm als Musketier bis zum Friedens¬
schluß am 30jährigen Kriege teil. 1667 wurde Grimmelshausen Schult¬
heiß oder Bürgermeister im badischen Städtchen Renchen, wo er 1676
starb. — Der Dichter führt uns mit seinem Roman mitten hinein in die
Zeit jenes entsetzlichen Krieges und berichtet uns ohne Zweifel viel Selbst¬
erlebtes. In diesem Heft sind aus den „Abenteuern des Simplizissimus"
acht Bilder herausgelöst, die uns die Zustände und Begebenheiten des
langen Krieges deutlich erkennen lassen.
1. Simplizissimus' Erziehung.
Man kann in unserer Zeit häufig beobachten, daß geringe
Leute, wenn sie ein paar Heller im Beutel haben und ein Kleid
nach der neuesten Mode tragen können, gleich adelige Personen
von uraltem Geschlecht sein wollen. In Wirklichkeit aber waren
ihre Großeltern Tagelöhner, Karrenschieber und Lastträger, ihre
Vettern Seiltänzer, ihre Brüder Schergen, ihre Mütter Besen¬
binderinnen oder gar Hexen.
Solchen närrischen Leuten möchte ich mich nicht gleichstellen.
Aber es lassen sich mein Herkommen und meine Erziehung mit
denen eines Fürsten vergleichen, wenn man nur den großen
Unterschied nicht ansehen will. Mein Vater hatte einen Palast,
und zwar von so besonderer Art, wie ihn kein König mit eigenen
Händen zu bauen vermag. Das Schloß war aus Lehm gemacht.
Anstatt des unfruchtbaren Schiefers bedeckte es Stroh, darauf das
edle Getreide wächst. Um mit seinem Reichtum und Adel zu
prangen, ließ mein Vater die Mauern um seinen Palast nicht aus
Steinen aufführen, die man am Wege findet, noch viel weniger
aus liederlich gebackenen Backsteinen, die in kurzer Zeit gebrannt
werden können, sondern er nahm Eichenholz dazu, weil die Eiche,
auf der Bratwürste und Schinken wachsen (Schweine werden mit
Tecklenburg, Geschichtsquellen 5. 1