Contents: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

A. Deutsche Geschichte. 
lagen, fügten zu den Waren des Morgenlandes ihre eigenen Erzeugnisse, wie Tuch, 
Leinwand, Wein und Bier, und gelangten zu großem Reichtum. Auch auf der Ostsee 
entwickelte sich ein reger Handel, und die großen Städte an der Küste, wie Danzig und 
Riga, kamen zu hoher Blüte. Zölle und Raubritter brachten jedoch dem Handel viele 
Gefahr. Deshalb zogen die Kaufleute in gefährlichen Zeiten bewaffnet einher, und 
den Warenzügen dienten Scharen bewaffneter Knechte zur Bedeckung. 
Der Verkehr zu Lande war schwer, denn die Landstraßen befanden sich in jämmer— 
lichem Zustande. Eine Post gab es nicht; deshalb stellten die Magistrate oder die kauf— 
männischen Gilden sogenannte Städteboten an und erließen für diese besondere 
Botenordnungen. Die Boten führten das Stadtwappen und die Botenbüchse, einen 
Paß, einen Schild und einen starken Botenspieß mit sich. Bereits im 13. Jahr— 
hundert bestanden solche Verbindungen zwischen den Städten in Deutschland 
und Italien. Auch die Klöster unterhielten ihren eigenen Botendienst und 
übersandten ihre Botschasten auf langen Streifen aus Pergament, die man Boten— 
zettel nannte. 
g) Die Hanse. Um den deutschen Handel zu heben, knüpften deutsche 
Kaufleute Handelsverbindungen mit dem Auslande an. Sie ließen sich auch 
vorübergehend in London, Riga und andern Städten des Nordens nieder und 
suchten dort für ihren Handel Vorteile zu gewinnen. Das Deutsche Reich konnte 
sie aber dem Auslande gegenüber nicht schützen, weil es keine Flotte besaß. 
Als die deutschen Städte erkannt hatten, daß lebhafter Handel ihren Wohlstand 
mehrte, suchten sie sich selbst zu helfen und schlossen einen Bund. Sie nannten 
ihn Hanse, das ist Vereinigung. Wann dieser Bund gegründet ist, steht nicht 
fest; er bezeichnet sich jedoch im 14. Jahrhundert selbst als Hanse. Zur Zeit 
seiner Blüte gehörten ihm mehr als 100 Städte an. Diese wurden in 4 Gruppen 
geteilt, an deren Spitzen Lübeck, Cöln, Braunschweig und Danzig standen. Der 
Vorort des ganzen Bundes war Lübeck. Hier wurden auch die regelmäßigen 
Hansetage abgehalten, an denen Vertreter aller Städte teilnahmen. Kleinere 
Städte ließen sich auch mitunter durch größere vertreten. Die Hanse suchte 
den Handel mit dem Auslande zu heben und zu schützen, im Inlande die Land— 
straßen zu sichern und Räubereien zu bestrafen, über Münzen, Gewichte und 
andre wichtige Einrichtungen Einheit herbeizuführen und in den Städten die 
Ordnung und die Herrschaft der Geschlechter aufrechtzuerhalten. Sie unter— 
hielt eine starke Flotte. In Kriegsfällen hatte jede Stadt eine bestimmte An— 
zahl von Mannschaften und Schiffen zu stellen, die damals zugleich Kriegs— 
und Handelsschiffe waren. Die Kosten wurden durch eine gemeinsame Abgabe, 
das Pfundgeld, bestritten. So bildete die Hanse eine große Macht. Sie be— 
stand siegreiche Kämpfe mit den Königen von Dänemark und errichtete be— 
deutende Handelsniederlassungen in England, Dänemark, Norwegen und Ruß— 
land. — Am Ende des 15. Jahrhunderts begann der Verfall des Bundes; denn 
es fehlte ihm an großem Landbesitz, die Städte waren uneinig geworden, die 
fremden Länder hatten an Macht gewonnen, und der Handel hatte durch die 
denn u und des Seeweges nach Ostindien neue Wege eingeschlagen. 
amburg, Bremen und Lübecken i i Frei 
n ennen sich noch heute mit Stolz „Freie und
	        
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