A. Deutsche Geschichte.
lagen, fügten zu den Waren des Morgenlandes ihre eigenen Erzeugnisse, wie Tuch,
Leinwand, Wein und Bier, und gelangten zu großem Reichtum. Auch auf der Ostsee
entwickelte sich ein reger Handel, und die großen Städte an der Küste, wie Danzig und
Riga, kamen zu hoher Blüte. Zölle und Raubritter brachten jedoch dem Handel viele
Gefahr. Deshalb zogen die Kaufleute in gefährlichen Zeiten bewaffnet einher, und
den Warenzügen dienten Scharen bewaffneter Knechte zur Bedeckung.
Der Verkehr zu Lande war schwer, denn die Landstraßen befanden sich in jämmer—
lichem Zustande. Eine Post gab es nicht; deshalb stellten die Magistrate oder die kauf—
männischen Gilden sogenannte Städteboten an und erließen für diese besondere
Botenordnungen. Die Boten führten das Stadtwappen und die Botenbüchse, einen
Paß, einen Schild und einen starken Botenspieß mit sich. Bereits im 13. Jahr—
hundert bestanden solche Verbindungen zwischen den Städten in Deutschland
und Italien. Auch die Klöster unterhielten ihren eigenen Botendienst und
übersandten ihre Botschasten auf langen Streifen aus Pergament, die man Boten—
zettel nannte.
g) Die Hanse. Um den deutschen Handel zu heben, knüpften deutsche
Kaufleute Handelsverbindungen mit dem Auslande an. Sie ließen sich auch
vorübergehend in London, Riga und andern Städten des Nordens nieder und
suchten dort für ihren Handel Vorteile zu gewinnen. Das Deutsche Reich konnte
sie aber dem Auslande gegenüber nicht schützen, weil es keine Flotte besaß.
Als die deutschen Städte erkannt hatten, daß lebhafter Handel ihren Wohlstand
mehrte, suchten sie sich selbst zu helfen und schlossen einen Bund. Sie nannten
ihn Hanse, das ist Vereinigung. Wann dieser Bund gegründet ist, steht nicht
fest; er bezeichnet sich jedoch im 14. Jahrhundert selbst als Hanse. Zur Zeit
seiner Blüte gehörten ihm mehr als 100 Städte an. Diese wurden in 4 Gruppen
geteilt, an deren Spitzen Lübeck, Cöln, Braunschweig und Danzig standen. Der
Vorort des ganzen Bundes war Lübeck. Hier wurden auch die regelmäßigen
Hansetage abgehalten, an denen Vertreter aller Städte teilnahmen. Kleinere
Städte ließen sich auch mitunter durch größere vertreten. Die Hanse suchte
den Handel mit dem Auslande zu heben und zu schützen, im Inlande die Land—
straßen zu sichern und Räubereien zu bestrafen, über Münzen, Gewichte und
andre wichtige Einrichtungen Einheit herbeizuführen und in den Städten die
Ordnung und die Herrschaft der Geschlechter aufrechtzuerhalten. Sie unter—
hielt eine starke Flotte. In Kriegsfällen hatte jede Stadt eine bestimmte An—
zahl von Mannschaften und Schiffen zu stellen, die damals zugleich Kriegs—
und Handelsschiffe waren. Die Kosten wurden durch eine gemeinsame Abgabe,
das Pfundgeld, bestritten. So bildete die Hanse eine große Macht. Sie be—
stand siegreiche Kämpfe mit den Königen von Dänemark und errichtete be—
deutende Handelsniederlassungen in England, Dänemark, Norwegen und Ruß—
land. — Am Ende des 15. Jahrhunderts begann der Verfall des Bundes; denn
es fehlte ihm an großem Landbesitz, die Städte waren uneinig geworden, die
fremden Länder hatten an Macht gewonnen, und der Handel hatte durch die
denn u und des Seeweges nach Ostindien neue Wege eingeschlagen.
amburg, Bremen und Lübecken i i Frei
n ennen sich noch heute mit Stolz „Freie und