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Diese große Heimsuchung wirkte auf die Gemüter vieler Menschen
und weckte sie zu strengen Bußübungen. Zu Hunderten zogen )ung
und alt von Ort zu Ort und geißelten und schlugen sich so, daß
das Blut den Rücken herunterfloß. Auf den Märkten der Städte
schlossen sie gewöhnlich einen Kreis und stellten ihre Geißelnbungen an.
Dabei sangen sie:
„Nu hebent uf iuwer hende,
das got das große sterben wende;
nu hebent uf iuwere arme,
das sich got über uns erbarme!"
Man nannte diese Geißler-Gesellschaften Flagellanten. Sie trieben
ihr Unwesen in einer Weise, daß bald der Papst jeden Teilnehmer mit
dem Kirchenbanne bedrohte.
qu gleicher Zeit (1347—1349) wandte stch der Volksgrimm
gegen die Juden, die man als die Urheber der Pest, als die Vergifter
der Brunnen anklagte. Zu Tausenden wurden die Unglücklichen in
Straßburg, Frankfurt, Mainz rc. erschlagen, jn Mainz steckte man
(1348) in der Nähe von St. Quintin die Judenhäuser an. Das
Feuer ergriff auch die Kirche, so daß darin „die große Stadtglocke" und
die herrlichen Fenster zerstört wurden.
Kaiser Karl IV., der seine Pflicht als Beschützer der Ordnung
und der Wohlfahrt des deutschen Reiches wenig geübt, starb 1378,
nachdem er (1376) durch große Geldsummen seinen ältesten Sohn
Wenzel zum römischen Könige durchgesetzt hatte. Durch die den
Reichsstädten auferlegten hohen Steuern und durch Verpfandung
einiger Reichsstädte hatte sich noch kurz vor seinem Tode Karl große
Abneigung zugezogen. Die Städte bildeten deshalb zu ihrem schütze
den „schwäbischen Städtebund".
48. Giltentierg.
(1450.)
a) Ehe die Kunst erfunden war, Bücher zu drucken, mußten die¬
selben durch Abschreiben vervielfältigt werden. Dies war ein müh¬
seliges und langwieriges Geschäft und wurde fast nur von Mönchen
in den Klöstern besorgt. Darum waren Bücher auch sehr teuer; eine
Bibel kostete 400—600 Goldgulden (ä Ji 8,55), während eine ge¬
druckte Bibel anfangs den Preis von 100 Gulden, dann von 60 Gul¬
den und später von 30 Gulden hatte. _ Ein geschriebnes Buch dieser
Art war daher häufig soviel wert, als ein kleines Landgut und wurde
vou vielen Besitzern der Sicherheit halber mit Ketten an die Wand
geschloffen. Nur reiche Leute und Anstalten konnten sich Bücher an¬
schaffen; der größte Teil des Volkes blieb ohne dieselben. Um dem