Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

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das Winseln deiner Greise ruft: „Erwache!" 
Der Hütte Schutt verflucht die Räuberbrut! 
Die Schande deiner Töchter schreit um Rache, 
der Meuchelmord der Söhne schreit um Blut. . . . 
Um diese Zeit sang auch der tapfere Ernst Moritz Arndt, der 
treue Begleiter Steins nach Rußland: 
Der Gott, der Eisen wachsen ließ, 
der wollte keine Knechte, 
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß 
dem Mann in seine Rechte, 
drum gab er ihm den kühnen Mut, 
den Zorn der freien Rede, 
daß er bestünde bis aufs Blut, 
bis in den Tod die Fehde. 
81. Pie Freiheitskriege. 
Napoleon hatte, trotz des furchtbaren Unglücks in Rußland, wieder 
in Frankreich ein starkes Heer zusammen gebracht, mit dem er Preußen 
nun zu vernichten gedachte. Nach mehreren Vorgefechten kam es (2. Mal 
1813) zum Kampfe bei Lützen und Gr o ßgörfchen. Trotz der 
Übermacht der Franzosen, blieb die Schlacht unentschieden. Die ver¬ 
bündeten Preußen und Russen gingen nach erlittenen großen Verlusten 
zurück, um Verstärkung an sich zu ziehen. Napoleon folgte ihnen, und 
so kam es bei Bautzen (20. unb 21. Mai) zu einer furchtbaren 
Schlacht. Die Verbündeten verloren 12,000 Mann; der Verlust der 
Franzosen dagegen war noch größer; denn es wurden mehr als 18,000 
Mann Verwundete nach Dresden gebracht. Napoleon war über den 
Ausgang der Schlacht höchst unzufrieden und rief: „Wie, nach einem 
solchen Gemetzel keinen Erfolg? Nicht einen Nagel lassen mir diese 
Leute zurück?" , 
Die Unüberwindlichkeit Napoleons hatte einen mächtigen Stotz 
erhalten, das deutsche Volk glaubte wieder an sich selbst. Österreich, 
das bisher sich noch ruhig verhalten, trug sich jetzt an, dew Frieden 
zu vermitteln und beantragte zunächst einen Waffenstillstand. Napo¬ 
leon zeigte sich scheinbar zum Frieden geneigt; denn er hoffte, ans der 
Waffenruhe Vorteile zu ziehen. Der Waffenstillstand kam am 4. Juni 
zu stände und dauerte bis zum 10. August. 
Inzwischen wandte Napoleon alle Mittel an, bett Kaiser Alexan- 
der auf seine Seite zn ziehen. Er versprach ihm alles Lanb bis an 
bie Ober, welche bie Grenze zwischen Frankreich unb Rußlanb bilben 
sollte. Dem Kaiser von Österreich bot er Schlesien an, wenn er auf
	        
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