Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

73 
nehmen, die Leopold von Österreich, der Führer des deutschen Heeres, 
aufgehißt hatte. 
Empört über den erlittenen Schimpf, jedoch zu schwach, um ihn 
rächen zu können, zog Leopold mit seinen Deutschen in die Heimat. 
Nicht lange danach verließ auch, beleidigt von Richard, der König von 
Frankreich das heilige Land, und Richard Löwenherz mußte nach 
einigen glänzenden Siegen, nachdem ihn auch viele Engländer ver¬ 
lassen, sich auf den Rückzug begeben. Im Pilgerkleide reiste er durch 
Österreich, wurde aber in dem Dörfchen Erdberg auf der Wiener 
Landstraße erkannt und von dem erzürnten Leopold eingesperrt. Der 
Kaiser ließ sich den Gefangenen als Reichsfeind ausliefern, und nach¬ 
dem er ihn lange Zeit festgehalten, gab er ihn für 150,000 Mark 
Silber frei. Leopold erhielt davon 20,000 Mark, einige andre 
Fürsten geringe Summen, das Übrige verwandte der Kaiser auf den 
italienischen Zug. Rührend ist die Sage von dem Sänger Blondel. 
Sie berichtet: Lange Zeit wußte man nicht, wo Richard gefangen 
saß. Richard hielt an seinem Hofe einen Sänger, der Blondel hieß. 
Die Gefangenschaft seines fürstlichen Herrn ging, ihm sehr zu Herzen. 
Er machte sich auf, nahm seine Harfe und wanderte in Deutschland 
von Burg zu Burg. Überall ließ er die Lieder ertönen, die seinen 
Herrn erfreut, und die ihm besonders Vergnügen gemacht. Müde kam 
er einst an die Burg Dürrenstein, an der Donau. Versunken in 
Schmerz und verzweifelnd an der Hoffnung, seinen König und Herrn 
je wieder zu finden, ergriff er seine Harfe, und seine lieblichen Töne 
stiegen empor zu dem grauen Gemäuer der Burg. Kaum war die 
erste Strophe des Liedes verklungen, da hörte er leise Töne, die 
immer mächtiger wurden. Es war der gesuchte König, der sang 
und ihm Antwort gab auf sein Lied. Schnell eilte nun Blondel 
in die Heimat und verkündete, wo Richard gefangen sitze. Bald 
war auch das große Lösegeld gesammelt, das den König in Freiheit 
setzte. 
c) Der zweite Zug Heinrichs nach Italien begann günstig. Mit 
leichter Mühe gewann er sein Königreich wieder und führte die Familie 
Tankreds gefangen nach Deutschland. Er faßte nun den großen Ge¬ 
danken , die Erblichkeit seiner Krone festzustellen. Schon stand er 
nahe an seinem Ziele, als ihn eine neue Empörung nach Sizilien 
rief. Wegen einer angeblichen Verschwörung gegen sein Leben, ließ 
er sich zu entsetzlicher Grausamkeit hinreißen. Einige Großen der 
Nation ließ er hängen, andere blenden, andere lebend schinden oder 
verbrennen und einem, weil er nach der Krone gestrebt, eine Krone 
aufs Haupt nageln. Seine Grausamkeit verschonte selbst die Könige 
Roger und Tankred im Grabe nicht, indem er ihnen die Kronen vom 
Haupte nehmen ließ.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.