§ 4. Die Reformation in den Niederlanden. Philipp II. 99 
tischen Niederländer verhielt sich noch ruhig und ihre Geist¬ 
lichkeit predigte gegen die Ausschreitungen. 
Die Statthalterin wurde von diesen Vorgängen der¬ 
maßen geängstet, daß sie sich August 1566 herbeiließ, mit 
den Protestanten einen Vertrag zu schließen: sie sollten 
sried- und gehorsam sein, so sollte dagegen die Inquisition 
abgeschafft und Amnestie für das Verübte gewährt werden. 
Darüber gieng eine große Freude durch's ganze Land. 
Allein Philipp verwarf zornig diesen Vergleich, und fest 
entschlossen, die widerspenstigen Lande mit Gewalt seinem 
Herrscherwillen zu unterwerfen, sandte er den Herzog von 
Alva (S. 60), einen der berühmtesten Feldherrn und den 
grausamsten Menschen seiner Zeit, mit einem Heere dahin. 
Bei dieser Nachricht verließ „der Schweigsame" Oranien 
das Land, rieth auch seinen Freunden Egmont und Hoorn 
dazu, die jedoch seiner Warnung zu ihrem Verderben nicht 
Folge gaben. Aber viele Edle und Bürger flohen mit ihm, 
an 100,000 Seelen. Oranien begab sich nach Deutschland 
zu seinem Bruder, einem Grafen von Nassau. 
Alva erschien August 1567 mit einem starken Heere. 
Todesstille empfängt ihn, alles schweigt und zittert. Die 
Statthalterin, der jetzt wenig Gewalt mehr bleibt, fordert 
und erhält ihre Entlassung. Sie geht auf immer, nachdem 
sie ihren Bruder noch flehentlich gebeten, das blühende 
Land nicht in eine Wüste zu verwandeln. In Alva ver¬ 
einigt sich jetzt alle Civil- und Militärgewalt. Der schreck¬ 
liche Mensch stellte sich anfangs gar freundlich an, um die 
Leute sicher zu machen. Es kamen wirklich viele Aeugst- 
liche aus ihrem Verstecke hervor. Aber bald nahm er 
Egmout und Hoorn durch Hinterlist gefangen und Hunderte, 
die er erst liebreich angeblickt. Ihm scheint die Inquisition 
und die gewöhnliche Justiz noch nicht ausreichend; er fetzt 
einen besondern Rath der Unruhen ein, den das Volk 
Blutrath hieß, für alle Ketzer und Rebellen. Alle Nieder¬ 
länder werden 16. Febr. 1568 als Ketzer zum Tode ver- 
urtheilt, etliche wenige Namen ausgenommen; der König
	        
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