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nicht aus. In der Landeshauptstadt gelang es, durch rücksichtsloses Vor—
gehen den Protestantismus fast ganz auszurotten, dagegen waren alle Ver—
folgungen nicht imstande, das Landvolk und die Bewohner der kleineren
Orte dem Evangelium abtrünnig zu machen. Ja zur Zeit des Dreißig—
jährigen Krieges, während dessen das Bistum Salzburg unter der Leitung
eines milden und weisen Regenten sich eines Friedens und Wohlstandes
erfreute, als ob es hundert Meilen vom Schauplatze jenes furchtbaren Krieges
gelegen hätte, trat sogar eine Erstarkung des Protestantismus ein. Doch die
Zeit der Ruhe sollte nicht von allzu langer Dauer sein. Schon 1672 brachen
erneute Verfolgungen aus. Sie betrafen insbesondere das zum angrenzen⸗
den österreichischen Trol gehörige Defereggental. Große Züge von Aus—
gewiesenen, bis zu 600 auf einmal, mußten das Land verlassen und fanden
in der Pfalz und den deutschen Reichsstädten Zuflucht. Vergeblich war es,
daß der Große Kurfürst für die Verfolgten seine Stimme erhob. „Warum
er sich um die Salzburger kümmere, die sich doch zur Augsburgischen Kon—
fession bekennten, während der Kurfürst reformiert sei“, lautete die spöttische
Antwort des Erzbischofs. Zu den damals des Landes verwiesenen Salz—
burgern gehört auch Joseph Schaitberger, ein einfacher, schlichter Bergmann,
welcher der Verfasser des sogenannten Exulantenliedes ist, das 1731/32 auf
dem Marsche durch Deutschland von den Ausgewanderten überall gesungen
wurde. Seine erste Strophe lautet:
„Ich bin ein armer Exulant,
a so tu i mi schreiba,
man tuet mi aus dem Vaterland
um Gottes Wort vertreiba.“
Ihren Höhepunkt erreichte die religiöse Bedrückung, als 1727 Leopold
Anton Freiherr von Firmian Erzbischof von Salzburg wurde. Er wird als
ein Mann geschildert, der zwar von Natur gutmütig, doch von einer uner—
sättlichen Habsucht erfüllt gewesen sei, mit der sich die Liebe zu einem guten
Trunk und der Hang zum Vergnügen, besonders zur Jagd, verbunden habe.
„Ich will die Ketzer“, so soll er einst im Rausch geschworen haben, „aus meinem
Lande haben, und sollten auch Dornen und Disteln auf den Ackern wachsen.“
Und danach hat er auch gehandelt. Er gab seinen Priestern Auftrag, mit
Gerichtsdienern und Soldaten in die Häuser einzudringen und alle Bibeln,
Andachts- und Erbauungsbücher auf die Rathäuser zu bringen und zu ver⸗
brennen. Die Not der Evangelischen stieg aufs höchste. Es fruchtete nichts,
daß man an den in Regensburg tagenden Reichstag Gesandte schickte, um
Vorstellungen zu machen. Kaum waren die Abgesandten auf österreichischem
Boden angelangt, als sie gefangen gesetzt und nach einigen Monaten an Salz⸗
burg ausgeliefert wurden. Harte und unmenschliche Strafen trafen die
Unglücklichen. Doch die Evangelischen ließen sich nicht einschüchtern. Vor
einer eingeseßten Kommission erklärten 20678 Personen ihre Zugehörig—
keit zum lutherischen Glauben. Da griff der Bischof zum letzten Mittel.