fullscreen: Angewandte Geschichte

314 
3. Die päpstlichö Partei hat sich nicht gescheut, 
wiederholt lange Bürgerkriege im Reiche zu entfachen, 1077 
unter Heinrich IV., später zwischen Welsen und Staufen; 
die Söhne Heinrichs IV. gegen den Vater aufzuwiegeln; 
die Untertanen des Eides zu entbinden. 
Als Karl von Anjou das Königreich beider Sizilien erhielt, wurde das 
Land mit dem Interdikt bedroht, wenn der König ein halbes Jahr 
mit dem Lehnszins an den Papst rückständig bliebe. 
4. 
Das papfttum auf der Höhe seiner Macht. 
Unbedingte, unbeschränkte Freiheit der Kirche sorderte der Papst 
Bonifaz VIII. am Ende des 13. Jahrhunderts in seiner Bulle Ineffabilis; 
das Ziel schien erreicht zu sein. 
1. Immer größer war die Kluft zwischen Klerus und Laien 
geworden. Nach schweren Kämpfen war es dem Klerus gelungen, 
jeden Einfluß der Laien, auch des Kaifers, zu beseitigen. Nicht nur 
für geistliche Dinge erlangte er eine eigene Gerichtsbarkeit, sondern 
setzte es auch vielsach durch, von aller weltlichen Gerichtsbarkeit „eximiert" 
zu sein; dazu kam das Privilegium der Steuerfreiheit. Preisgegeben 
waren alle königlichen Rechte, besonders aus die Bischosswahlen; aus 
dem gewaltigen Reichsgut, welches den Bischösen und dem Papst zur 
Nutznießung und Verwaltung übertragen war, hatten sich souveräne 
Kirchenstaaten entwickelt. 
Die Verfassung der Kirche war eine monarchische ge- 
worden. Die ganze Geistlichkeit bildete eine genau abgestufte kirchliche 
Beamtenkaste, und an der Spitze dieser Hierarchie stand der Papst mit 
absoluter Gewalt. Die Selbständigkeit der Bischöfe, besonders der 
Metropolitanbischöfe, war allmählich gebrochen; die Provinzialsynoden 
hatten keine Bedeutung mehr. Die Kirche war nicht mehr „die Ge- 
meinde der Gläubigen", sondern 
die Kirche war die Hierarchie, 
die Kirche war der Papst. 
Das stärkste Mittel sür diese Zentralisation, sür diesen Absolutismus 
waren die großen Mönchsorden, die in allen Ländern verbreitet und, 
von der bischöflichen Gewalt eximiert, direkt vom Papste abhängig waren. 
2. Aber die Hauptsache lag doch darin, daß diese Kirche auch 
der einzig berechtigte Staat war, der seinen Ursprung auf Gott 
zurückführte; alle anderen Staaten haben nur dann Geltung, wenn sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.