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Kanalnetz erschwerte das Vorwärtskommen sehr. Außerdem setzten die Feinde
die ganze Gegend dort in Westflandern unter Wasser; seht hier! (Karte.) Da
waren unsere Braven genötigt, sich zurückzuziehen. Das taten sie nicht gern. —
Noch heute stehen unsere Truppen kämpfend in der Linie Nieuport, Dismuiden,
Hpern, Lille.
Zusammenfassung: Der Einnahme Lüttichs am 7. August folgte
bald der Einzug in Brüssel und die Eroberung von Namur. Freiherr von der
Goltz wurde als deutscher Verwalter eingesetzt. Nach zwölftägiger Beschießung
fiel am 10. Oktober Antwerpen. Unsere Truppen verfolgten den fliehenden
Feind, nahmen Ostende, wurden aber durch die Überschwemmungen am Vor¬
marsch gehindert.
Die Schlacht Zwischen Metz und den Vogesen.
Während Belgien erobert wurde, waren die andern Heere nicht untätig.
Neun Tage nach beendigtem Aufmarsch waren unsere Heere siegreich in
Frankreich eingedrungen. Die erste große Siegesnachricht kam aus Lothringen.
Hier war bei Metz und in den Vogesen eine Riesenschlacht geschlagen worden.
Wie war sie zustande gekommen? Truppen aller deutschen Staaten hatten
in der Richtung Metz-Pfalzburg (westlich von Saarburg) unter der Führung
des Kronprinzen von Bayern Aufstellung genommen. Dieses Gelände war
ihnen von Manövern her wohlbekannt. Sie wußten ferner, daß es schier
unmöglich sei, die Kette der Befestigungen: Belfort, Epinal, Toul, Verdun
zu durchbrechen. Darum lockten sie auf kluge Weise den Feind in das Grenz-
land. Ihr habt schon gehört, daß deutsche Grenzschutztruppen bei Lagarde die
erste französische Fahne neben vielen Gefangenen und Geschützen erbeuteten.
Sie hatten dabei einen Vorstoß ins Feindesland gemacht und waren so voller
Mut und Begeisterung, daß sie am liebsten gleich auf Paris losmarschiert
wären. Da erhielten sie den Befehl, zurückzugehen. Das begriffen sie nicht,
und es behagte ihnen nicht. Aber an Gehorsam gewöhnt und im Vertrauen
auf ihre Führer folgten sie und zogen sich Schritt für Schritt auf die Haupt-
stellung zurück.
Die Franzosen hielten den Rückzug unserer Truppen für einen Erfolg
ihrerseits, verfolgten sie und kamen so vor das deutsche Heer. Triumphierend
zogen sie daher und gebärdeten sich wie Herren des Landes. Sie stellten die
Uhren auf französische Zeit ein, zerstörten Bahn und Post, ordneten den Unter¬
richt in französischer Sprache an, plünderten nach Herzenslust und schleppten
Bürger, Beamte, Frauen und Kinder nach Frankreich. Aber ihre Herrschaft
dauerte nicht lange.
Am 20. August begannen mörderische Kämpfe. Acht französische Armee¬
korps wurden an vielen Orten, besonders bei Dieuze und um Saarburg, besiegt
und zurückgeschlagen. Die Schlachtfelder waren mit Leichen bedeckt. Die
Deutschen verfolgten den fliehenden Feind und standen ihm am 25. August in
der Linie Nancy-St. Die gegenüber.
Die Bedeutung dieses Kampfes und Sieges ist doppelt groß, weil es sich
hier um Gebirgskämpfe handelt. Gebirgs- und Waldkämpfe schließen mancher¬
lei Gefahren in sich. Man sieht den Feind nicht, kommt schlecht vorwärts,