Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Ludwig XVII. (der zehnjährig als Gefangener im Tempelturme 1795 starb). Ihre 
wiederholten Aufstände wurden aber durch die republikanischen Heere mit Grausamkeit 
unterdrückt. Ferner erklärte sich nach dem Sturze der Girondisten (1793) das südliche 
Frankreich gegen den Konvent, doch wurden Bordeaux und Marseille bald unterworfen, 
Lyon nach längerem Widerstande bezwungen und hart bestraft, Toulon, welches Lud- 
wig XVII. als König ausgerufen und Engländer aufgenommen hatte, durch Belagerung, 
wobei der Artilleriehauptmann Bonaparte sich auszeichnete, zuletzt (im Dezember 1793) 
erobert und grausam behandelt. 
4. Die erste Koalition gegen Frankreich (1793—1797). Nach 
Ludwigs XVI. Hinrichtung stiftete der englische Minister Pitt eine große 
Verbindung (Koalition) der meisten Staaten Europas gegen Frankreich. 
Der Krieg wurde anfänglich von den Verbündeten mit Glück geführt: die 
Österreicher gewannen Belgien, die Preußen Mainz wieder. Jetzt aber stellte 
die französische Republik, deren Kriegsangelegenheiten Carnot, Mitglied des 
Wohlfahrtsausschusses, mit Kraft und Einsicht leitete, durch ein all- 
gemeinesAusgebotder waffenfähigenJugend zahlreiche freiheitstrunkene 
Heeresmassen ins Feld, welche das ganze linke Rheinufer und (unter General 
Pichegrü) Holland eroberten, das in eine sogenannte batavische Re- 
publik verwandelt wurde (1794). Diese raschen Fortschritte der Fran- 
zosen wurden insbesondere dadurch ermöglicht, daß unter den Verbündeten 
selbst, namentlich zwischen Österreich und Preußen, Uneinigkeit ausgebrochen 
war. Daran waren hauptsächlich die Verhältnisse in P o l e n schuld. 
5. Das Ende Polens. Als zu dieser Zeit die Polen dem russischen 
Drucke sich zu entziehen suchten und ihrem Staate eine neue Verfassung 
geben wollten, rückten russische Heere ins Land, denen die Polen unter 
KoszinSko vergeblichen Widerstand entgegensetzten. Nun verband sich Ruß- 
land mit Preußen allein — ohne Österreich beizuziehen — zu einer noch- 
maligen Teilung Polens. In dieser zweiten Teilung 1793 
wurde ein zweites Drittel losgetrennt, von welchem Rußland wieder das 
weitaus größere Stück sich zueignete, Preußen Danzig, Thorn und Groß- 
polen (nun „Südpreußen" genannt) erhielt. Die Polen erhoben sich 
dann in allgemeinem Aufstande, unterlagen aber nach heldenmütigem 
Kampfe den übermächtigen Feinden, und durch die dritte Teilung 
1795, zu der nun auch Österreich wieder zugezogen wurde, wurde der pol- 
nische Staat vernichtet, indem Rußland auch jetzt abermals das größte Ge- 
biet, Österreich „West-Galizien", Preußen „Neu-Ostpreußen" mit der 
Hauptstadt Warschau nahm. 
Im ganzen erhielt Rußland 8500, Österreich 2300, Preußen 2600 Quadratmeilen 
polnisches Gebiet. — Im nächsten Jahre (1796) starb Katharina IL, und es folgte ihr 
Sohn Paul I. 
6. Der Friede von Basel. Nun zog sich Preußen von dem Koalitions-
	        
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