Full text: Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) (Hauptteil 3)

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Kaiser, dem Verbündeten des verstorbenen Kurfürsten, schwören müssen. 
Die Obersten, welche sich weigerten, ihm den Treneid zu leisten, wurden 
samt ihren Regimentern entlassen; aus dem Reste bildete er sich ein 
stehendes Heer, welches den Anfang der glorreichen preußischen 
Armee bildete. Um seinem Lande die Ruhe zurückzugeben, schloß er, 
unbekümmert um den Verdruß des Kaisers, mit den Schweden einen 
Waffenstillstand. Allmählich vergrößerte er sein Heer auf 8000 Mann 
uud vermochte daher bis zum Ende des Krieges den Feind von seinen 
Grenzen fernzuhalten. 
2. Bei den Friedensunterhandlungen in Osnabrück (1648) be¬ 
reitete ihm der Verlust Vorpommerns mit Stettin und den Oder- 
mündungen großen Schmerz, obgleich er dafür schöne, fruchtbare 
Gebiete (Magdeburg, Halberstadt, Minden, Kammin) gewann, die 
teilweise die Verbindung mit den westlichen Besitzungen herstellten. 
Er mußte sich in die gegebenen Verhältnisse fügen. 
3. Neben der Begründung eines stehenden Heeres richtete sich 
von Anfang an sein Bestreben auf die Besserung der inneren 
Zustände. Wollte er die durch den Krieg verwüsteten Gebiete empor¬ 
bringen, so mußte er vor allem die Einnahmen des Landes erhöhen. 
Alle Stände mußten zum Wohle des Ganzen Opfer bringen. Um 
auch die Adligen zu den regelmäßigen Abgaben heranzuziehen, bildete 
er die indirekten Steuern aus, indem er auf alle Gegenstände des 
täglichen Verbrauchs eine bestimmte Abgabe legte. Dadurch steigerten 
sich die Einnahmen bald auf das Vierfache. Der Kurfürst hatte 
nun die Mittel, den verarmten Ortschaften aufzuhelfen und seine 
Heeresmacht zu erhöhen, und er verwandte sie sparsam und weise. 
c) Wie er die AnaöhängigkeiL in Preußen errana uud die 
staatliche KinHeit schuf. 
1. Zwischen Polen und Schweden entbrannte der Kampf um 
die erledigte schwedische Königskrone. Nach den ersten glücklichen 
Erfolgen Schwedens mußte der Kurfürst sein Herzogtum Preußen 
zu schützen suchen. Die Schweden nahmen ganz Polen ein und 
übertrugen dem Kurfürsten Preußen als Lehen. Nachdem der Polen¬ 
könig sein Reich mit kaiserlicher Hilfe zurückerobert hatte, boten die 
Schweden Friedrich Wilhelm ein Bündnis an. Für den Preis, die 
schon durch den ersten Preußenherzog erstrebte Unabhängigkeit in dem 
Lande zu erlangen, schloß er sich an Schweden an. In der drei¬ 
tägigen Schlacht bei Warschau 1656 errangen die Brandenburger 
im Bunde mit den Schweden einen glänzenden Sieg. Die Frucht
	        
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