Full text: Weltgeschichte für einfache Volksschulen

II. Wittere Geschichte. 
Aus den Trümmern des Alterthums erhob sich das Mittelalter. 
Jenes mit seinen Göttern und Heroen hatte sich überlebt. Das 
Christenthum durchdrang die Nacht der Finsterniß und brachte ein 
neues Leben, neue Formen — die des Mittelalters hervor. In ihm 
tritt so recht die Religion als das Werkzeug in der Hand des all¬ 
mächtigen Gottes hervor, um die nebeneinander bestehenden Völker 
zur Annäherung und Befreundung zu führen, wodurch diese Zeit reich 
au Geist, Erfindungen und Entdeckungen jeglicher Art wird. Der 
Schauplatz dieser Geschichte ist vorzüglich Europa und Westasien. — 
§♦ 18. Das ostgothische und oströmische Reich. 
(Theodonch und Justinian.) 
Von dem Reiche, welches Odoaker 476 n. Chr. in Italien ge¬ 
gründet hatte, nahmen die Ostgothen unter dem Könige Theodorich 
Besitz und stifteten dort das ostgothische Reich. Theodorichs 
Regierung (493— 526) war eine gesegnete. Er gab weise Gesetze, 
machte die Gerechtigkeit zur Grundlage aller seiner Regierungshand- 
luugeu, begünstigte auf jede Weise den Ackerbau, den er als die wahre 
Quelle der Volkswohlfahrt betrachtete, förderte Kunst und Wissenschaft, 
Handel und Gewerbe, sorgte für die öffentliche Sicherheit, so daß 
man zu sagen Pflegte, man könne ruhig seinen Geldbeutel aus dem 
Felde liegen lassen. Mit Recht führte er den Namen „der Große". 
Nach seinem Tode sank das Reich sehr schnell wieder. Justinian, 
Kaiser des oströmischen Reiches (527—565), unterwarf dasselbe nach 
19 jährigem Kampfe und machte es zu einer Provinz seines Kaiser¬ 
thums. Das morgenländische oder oströmische Kaiserthum hatte die 
Erschütterung durch die Völkerwanderung weniger erfahren; desto 
mehr zerrütteten religiöse Parteikämpfe das Land, bis Justinian den 
Thron bestieg, unter dem ein neues Lebeu begann. Gleich in den ersten 
Jahren seiner Regierung ließ er durch zehn Rechtsgelehrte ein treff¬ 
liches Gesetzbuch ausarbeiten, das noch vielen unserer jetzigen Gesetze 
zu Grunde liegt. Ebenso sorgte er für die Bildung des Volkes. 
Justiuiau war es auch, der deu Seideubau in Europa eingeführt hat. 
Zwei Mönche, welche auf ihrer Bekehrungsreise zu den Heiden China, 
das Vaterland der Seidenraupe, besucht und dem Kaiser die ersten
	        
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