— 27 —
Feind hatte nichts wahrgenommen. Er wurde plötzlich über¬
fallen und verteidigte sich ohne Plan und Ordnung. Doch
dauerte der Kampf, bis der Tag sich neigte. Endlich, als
die Österreicher aus einem Hinterhalte angegriffen wurden,
stürzten sie in wilder Flucht der nahen Semptbrücke zu.
Diese konnte die Last der Fliehenden nicht tragen und brach
zusammen. Viele fanden ihr Grab in den Wellen. An
vierhundert Ritter wurden gefangen. Das reiche Lager der
Österreicher überließ Ludwig zumeist den Bürgern. Außerdem
ehrte er die Bürger von Landshut und Ingolstadt, die sich durch
besondere Tapferkeit ausgezeichnet hatten, dadurch, daß er
den erstem drei Ritterhelme und den letztem einen feuer¬
speienden Panther ins Wappen gab.
35. Die Schlacht bei Mühldorf ober Ampfing.
Im Jahre 1314 wurde Ludwig der Bayer von der
Mehrzahl der Kurfürsten zum deutschen Könige gewählt;
die Minderzahl gab ihre Stimme dem Herzog Friedrich
dem Schönen von Österreich. Zwischen beiden Königen
entstand ein Krieg, der acht Jahre lang währte. Treu
hielten die Bayern und die meisten Reichsstädte zu Ludwig
dem Bayern. Im Jahre 1322 siel Friedrich zum dritten
Mal in Bayern ein. Er stellte sich mit seinem etwa 30000
Streiter zählenden Heere bei Ampfing unweit Mühldorf
auf und wollte seinen Bruder Leopold erwarten, der weitere
Verstärkungen bringen sollte. Dort bei Ampfing hatte
auch König Ludwig fein Lager. Von Tag zu Tag strömten
demselben neue Kriegsscharen zu, so daß Ludwigs Heer
jenes der Österreicher bald an Stärke übertraf. Ant
28. September 1322, noch ehe Leopold eingetroffen war,
begann die Schlacht. Es war ein blutiges Streiten. Lange
wankte der Sieg. Endlich mußten die Österreicher fliehen.
Friedrich der Schöne wurde mit vielen Edlen gefangen.
Ludwig ließ den hohen Gefangenen auf die Burg Trausnitz