Full text: Hundert Erzählungen aus der bayerischen Geschichte

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Feind hatte nichts wahrgenommen. Er wurde plötzlich über¬ 
fallen und verteidigte sich ohne Plan und Ordnung. Doch 
dauerte der Kampf, bis der Tag sich neigte. Endlich, als 
die Österreicher aus einem Hinterhalte angegriffen wurden, 
stürzten sie in wilder Flucht der nahen Semptbrücke zu. 
Diese konnte die Last der Fliehenden nicht tragen und brach 
zusammen. Viele fanden ihr Grab in den Wellen. An 
vierhundert Ritter wurden gefangen. Das reiche Lager der 
Österreicher überließ Ludwig zumeist den Bürgern. Außerdem 
ehrte er die Bürger von Landshut und Ingolstadt, die sich durch 
besondere Tapferkeit ausgezeichnet hatten, dadurch, daß er 
den erstem drei Ritterhelme und den letztem einen feuer¬ 
speienden Panther ins Wappen gab. 
35. Die Schlacht bei Mühldorf ober Ampfing. 
Im Jahre 1314 wurde Ludwig der Bayer von der 
Mehrzahl der Kurfürsten zum deutschen Könige gewählt; 
die Minderzahl gab ihre Stimme dem Herzog Friedrich 
dem Schönen von Österreich. Zwischen beiden Königen 
entstand ein Krieg, der acht Jahre lang währte. Treu 
hielten die Bayern und die meisten Reichsstädte zu Ludwig 
dem Bayern. Im Jahre 1322 siel Friedrich zum dritten 
Mal in Bayern ein. Er stellte sich mit seinem etwa 30000 
Streiter zählenden Heere bei Ampfing unweit Mühldorf 
auf und wollte seinen Bruder Leopold erwarten, der weitere 
Verstärkungen bringen sollte. Dort bei Ampfing hatte 
auch König Ludwig fein Lager. Von Tag zu Tag strömten 
demselben neue Kriegsscharen zu, so daß Ludwigs Heer 
jenes der Österreicher bald an Stärke übertraf. Ant 
28. September 1322, noch ehe Leopold eingetroffen war, 
begann die Schlacht. Es war ein blutiges Streiten. Lange 
wankte der Sieg. Endlich mußten die Österreicher fliehen. 
Friedrich der Schöne wurde mit vielen Edlen gefangen. 
Ludwig ließ den hohen Gefangenen auf die Burg Trausnitz
	        
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