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Italien in Besitz zu nehmen, das sie einst als Verbündete der Gothen
mit lüsternen Blicken angeschaut hatten. Es sollte nach Narses Wort
ein Gespinnst werden, dessen Fäden Kaiserin Sophie nicht entwirren könne.
Die zum großen Sachsenbunde gehörigen Langobarden hatten
während der Völkerwanderung ihre Sitze am linken Elbuser verlassen
und sich im heutigen Ungarn neue Wohnsitze erobert, wo Ue Gepiden
saßen. Nun kamen sie unter ihrem König Alboin in großem Kriegs¬
zuge nach Italien. Ihnen schlossen sich sächsische und slavische Volks-
Hansen an; denn von Alboins Ruhm kündete man weit und breit,
daß mit ihm Sieg und Beute zu erringen sei. Fast ohne Schwert¬
streich fielen ihm die Städte Norditaliens zn; nur Mailand mußte er¬
stürmt werden, und die Stadt Pavia ergab sich erst nach dreijähriger
Belagerung, als die Hungersnot sie zu vernichten drohte.
Alboin teilte das von ihm unterworfene Oberitalien, nun Longo-
bardenreich (Lombardei) in Herzogtümer, die er verwalten ließ, um
selbst ungehindert seinen Siegeszug weiter fortsetzen zu können, als der
Tod ihm Halt gebot. In mehr als tierischer Grausamkeit hatte er
seine Gemahlin Rosimnnde, Tochter des von ihm erschlagenen Gepiden-
königs Knnimund, gezwungen, bei einem schwelgerischen Siegesmahl
zu Verona aus dem Schädel ihres eigenen Vaters zu trinken, den
Alboin selbst als Trinkgefäß zu benutzen pflegte. Er fiel der Blut¬
rache seiner Gemahlin zum Opfer, die ihn durch seinen Schildträger
Helmichis ermorden ließ.
Vergeblich versuchte sie, mit diesem vereint ihre Herrschaft zu be¬
haupten. Beide flohen mit den Schätzen Alboins nach Ravenna, wo
Rosimnnde sich des ungeliebten Gefährten durch Gift zu entledigen
suchte. Als dieser aber die Wirkung desselben spürte, zwang er Rosi-
mnnde mit gezücktem Schwerte, den Rest des Giftbechers zu trinken.
„Und also starben durch Gericht des allmächtigen Gottes die ruchlosen
Mörder in einer Stunde."
Als auch Alboins Nachfolger, der Herzog Kleph, ermordet war,
bestand das Longobardenreich zehn Jahre lang ohne König unter 35
Herzögen, die endlich zu der Einsicht kamen, daß ein so zersplittertes
Reich feindlichen Angriffen keinen Widerstand bieten konnte, die aufs
neue von dem germanischen Stamme der Franken drohte. Die Longobarden
wählten Klephs Sohn, Antharis, zu ihrem König. Er vermählte sich
mit der edlen Theodelinde aus dem Volke der Bajuvaren (Bayern),
einem echt germanischen Stamme der Markomannen.