62 Vierter Zeitraum. Von der Neugründung des Reiches bis zum Ende der Staufer.
zurück und fanden hier im Kampfe mit kaiserlichen Truppen den Tod (1030).
In der Sage ist Herzog Ernst viel gefeiert worden; das Volk sah in ihm
nur das Opfer seiner Freundestreue1.
Nach dem Tode Rudolfs empfing Konrad die Huldigung des bur-
1033 gundifchen Adels. Erst jetzt war das deutsche Königtum in vollem Be¬
sitze der Alpenstellung; sämtliche Pässe des langgestreckten Gebirges
befanden sich in deutschen Händen. Lyon und Marseille waren
deutsche Städte.
c) Tie Abtretung der Mark Schleswig und erneutes Bordringen
im Osten. Im Norden beherrschte der mächtige König Knut die Länder
England, Dänemark und Norwegen. Um dieser drohenden Macht zu be¬
gegnen, bewarb sich Konrad um die Freundschaft Knuts und trat ihm die
Mark Schleswig ab. So wurde wieder die Eider wie unter Karl dem
Großen die Nordgrenze.
Um so bestimmter konnte Konrad nun in den Ostmarken des Reiches
auftreten. Hier führte er einen glücklichen Krieg gegen die Polen und
gewann die Lausitz, die unter seinem Vorgänger verloren gegangen
war, zurück.
d) Konrads Verhältnis zu der Kirche und zu den Herzogen. Der
Kaiser behandelte die Kirche wie eine staatliche Einrichtung. Die Kirchen¬
fürsten setzte er nach rein weltlichen Rücksichten in ihr Amt ein und ließ
sich sogar Geld dafür bezahlen (Simonie)2. Über das Kirchengut ver¬
fügte er nach Belieben. Die Herzogtümer suchte Konrad nach uud nach
an sein Haus zu bringen.
e) Der Kaiser und der niedere Adel. Um dem Königtum eine neue
Stütze zu schaffen, hob Konrad den Stand der unfreien, kriegerisch ge¬
schulten Dienstmannen, die mit der Verwaltung der königlichen Güter
betraut waren; er gab ihnen eine reiche Ausstattung mit Reichsgut und
verwandte sie vielfach im Staatsdienste. Ebenso nahm er sich der
kleinen freien Vasallen an und hielt streng darauf, daß ihnen ihre
Lehen erblich verblieben. Für Italien erließ er auf seinem zweiten Römer-
zuge^ ein besonderes Lehnsgesetz, welches die Erblichkeit aller Lehen
anordnete.
1 Vgl. das Uhlandsche Drama: „Ernst, Herzog von Schwaben."
2 Nach Apostelgeschichte 8, 18 wollte der Zauberer Simon von den Aposteln
für Geld die Macht erlangen, durch Auflegung der Hände den Heiligen Geist zu
erteilen.
3 Auf dem ersten Römerzuge ließ er sich zum Könige von Italien und zum
Kaiser krönen.