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und Esquilinus Raum für den Marktplatz oder das Forum.
Zwischen dem Aventinus und Palatinus legte er die große Rennbahn
(den circus Mäximus) an. Auf dem kapitolinischen Hügel baute
er den Tempel des Jupiter.
6. Servius Tullius, der Schwiegersohn des Tarquinius Priscus,
vollendete die schon früher begonnene Stadtmauer und gab dem
römischen Staate eine neue Verfassung. Er wurde von seinem
Schwiegersöhne Tarquinius Superbus ermordet.
7. Tarquinius Superbus, d. h. der Stolze, war ein Gewalt¬
herrscher, der sich mit einer Leibwache umgab. Die Patrizier, deren
Einfluß er fürchtete, ließ er beseitigen, und die Plebejer drückte er
durch schwere Fronarbeiten, indem er sie zum Weiterbau des Jupiter¬
tempels und der Kloaken zwang. Er unterwarf ganz Latium der
Herrschaft Roms und förderte den Handel der römischen Kaufleute.
Als sein übermütiger Sohn eine Verwandte, die edle Lucretia,
deren Gemahl im Kriege war, in freventlicher Weise angegriffen hatte,
rief diese ihren Gemahl und seinen Freund Brutus zu sich, erzählte
ihnen die erlittene Schmach und erstach sich vor ihren Augen.
Brutus forderte durch eine feurige Rede die Bürgerschaft zur Rache
auf. Das Königshaus wurde vertrieben und Rom in
eine Republik umgewandelt.
Um seine Herrschaft wiederzugewinnen, verband sich der Sage
nach Tarquinius Superbus mit Porsenna, dem mächtigen Könige
von Clüsium in Etrurien. Trotz großer Tapferkeit wurden die
Römer von diesem geschlagen. Als Porsenna ihnen über die hölzerne
Tiberbrücke in die Stadt folgen wollte, verteidigte der Sage nach
Horatius Cocles den Zugang so lange, bis seine Freunde hinter
ihm die Brücke abgebrochen hatten. Dann rettete er sich durch
Schwimmen ans andere Ufer.
Porsenna begann nun die Belagerung Roms. Da schlich sich
ein römischer Jüngling mit Namen Mucius ins feindliche Lager,
um den König zu 'töten. Er erstach aber einen Schreiber, den er für
Porsenna hielt. Als dieser ihm mit dem Tode drohte, hielt
Mucius, um seinen Mut zu zeigen, die rechte Hand in ein Opfer¬
feuer und ließ sie langsam verbrennen. Voll Bewunderung schenkte
ihm der König Leben und Freiheit. Als er von Mucius hörte,
daß sich 800 ebenso unerschrockene Jünglinge gegen sein Leben
verschworen hätten, soll er den Römern günstige Friedensbedingungen
bewilligt haben. Mucius, der seine rechte Hand für seine Vaterstadt
geopfert hatte, wurde seitdem von seinen Landsleuten Scavola, d. h.
Linkhand, genannt.
Nach der neueren Forschung hat Porsenna Rom besiegt;
die Erzählungen von den Heldentaten der Römer wurden später
erfunden. Als aber Rom im Bunde mit den latinischen Städten