Viertes Kapitel.
Deutschland unter der Wegierung des Königs Heinrich.
JVcht Jahre schwerer Kämpfe und unablässiger Mühen
waren verflossen, als Friedrich im Jahre 1220 von Deutsch¬
land aufbrach, um die Kaiserkrone zu gewinnen, das Land
seiner Geburt wiederzusehen und dessen Verhältnisse zu ord¬
nen, sowie um die Vorbereitungen zu dem Kreuzzuge zu treffen.
Seinen achtjährigen Sohn Heinrich hatte er damals, wie wir
sahen, durch die Fürsten zum König erwählen lassen, damit
er ihn als Regent des Reiches verträte. Zu Vormündern aber
des Knaben waren geistliche Fürsten bestellt, mit deren Hülfe ja
Friedrich so vieles erreicht hatte. Der bedeutendste von diesen
war der Erzbischof von Köln, Engelbert, Graf von Berg,
der „Fürsten Meister", wie ihn Walther von der Vogelweide
nannte. Er war ein Mann, der menschliche und fürst¬
liche Tugenden in reicher Fülle in sich vereinigte; sein Ehr¬
geiz war weniger aus seine Prälatenwürde gerichtet, vielmehr
strebte er nach dem Ruhm, Recht und Gesetz in seinem Für-
stenthum und in ganz Deutschland zu begründen. Dadurch
wurde er vielen verhaßt, aber die Kleinen und Schwachen
priesen ihn als ihren Schutz und Schirm in schwerer Zeit.
Einst bat ein Kaufmann einen Bischof in seiner Gegenwart
um Geleit durch feinen Sprengel, der Bischof aber, welcher
die Gewaltsamkeit des dortigen Adels kannte, verweigerte es.
Da fragte Engelbert: „Sage mir guter Mann, wagst du es,
dich meinem Schutze anzuvertrauenV‘ und als der Kaufmaun