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Wenn dich Gedanken quälen wollen,
versuch's einmal und sing ein Lied,
und du wirst sehn, wie schnell das Grollen
vor heitrem Frohmut sich verzieht. Joh Vehnken;
22. Wanderers Nachtlied.
Der du von dem Himmel bist,
alles Leid und Schmerzen stillest,
den, der doppelt elend ist,
doppelt mit Erquickung füllest,
ach, ich bin des Treibens müde,
was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
komm, ach komm in meine Brust!
Joh. Wolfgang v. Goethe.
23. Ein Gleiches.
Über allen Gipfeln die Vöglein schweigen im
ist Ruh, Walde.
in allen Wipfeln Warte nur, balde
spürest du ruhest du auch!
kaum einen Hauch; Joh. Wolfgang v. Goethe.
24. Erlkönig.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
„Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“ —
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht,
den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?“ —
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ —
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
manch bunte Blumen sind an dem Strand;
meine Mutter hat manch gülden Gewand.“