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Kugel. Lachend hob Klara sie auf und sagte: „Da haben wir den
Kopf!" Und was war es? Ein ausgehöhlter Kürbis, in den zwei
Augen, ein Mund und eine Nase geschnitten waren. Inwendig stecke
ein Lichtlein. Die Mutter zündete es an und stellte den Kürbis auf
den Schneemann; da stand wieder der feurige Zwerg.
Nun war es aber Zeit, ins Bett zu gehen. Der Oheim las den
Abendsegen, und man sagte sick gute Nacht.
Am andern Morgen war schon um sechs Uhr Alles lebendig.
Eltern und Kinder nahmen Abschied; eilig trabten die Pferde der Hei-
math zu, unv am Mittag fuhr der Kutscher knallend zum Hofthor
hinein. Der kranke Christian kam den Eltern und Geschwistern voller
Freude entgegen; denn er war unterdessen gesund geworden.
239. Lin Lied hinterm Ofen zu singen.
Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an; er scheut nicht süss noch sauer.
Er zieht sein Hemd im Freien an und lässt’s vorher nicht
wärmen, und spottet über Fluss im Zahn und Kolik in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang weiss er sich nichts zu
machen, hasst warmen Klang und warmen Trank und alle war¬
me Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr, wenn’s Holz im Ofen
knittert, und um den Ofen Knecht und Herr die Hände reibt und
zittert; —
Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht und Teich und
See’n krachen, — das klingt ihm gut, das hasst er nicht; dann
will er todt sich lachen.
Sein Schloss von Eis liegt weit hinaus beim Nordpol an dem
Strande; doch hat er auch ein Sommerhaus im lieben Schweizerlande.
Da ist er denn bald dort, bald hier, gut Regiment zu führen;
und wenn er durchzieht, stehen wir und sehn ihn an und —
frieren.
240. Im Winter.
Singt Gottes Lob im Winter auch;
Er ist so treu und gut,
Er nimmt vor Frost und Sturmeshauch
Die Saat in seine Hut.
Er deck sie mit dem Schnee so dicht,
So weich und sicher zu;
Sie merkt den harten Winter nicht
Und schläft in stiller Ruh'.