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Und er: „Vergieße nicht mein Blut, 
Acht Pfennige sind mein ganzes Gutl 
leh glaubt' hmn nieht und fiel ihn an; 
Er wWar ein alter, schwacher Mann. 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag. 
so rũcklings lag er Mutend da, 
Sein brechendes Aug' in die Sonne sab; 
Noch hob er zuckend die Hand empor, 
Noch schrie er röchelnd mir ins Ohr: 
„Die Sonne bringt es an den Tag.“ 
Ich macht' ihn schnell noch vollends stumm 
Und kebrt' ihm die Taschen um und um: 
Acht Pfenn'ge, das war das ganze Geld; 
leh scharrtꝰ ihn ein auf selbigem PFeld. 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag. 
** 
Dann zog ich weit und breit hinaus 
Kam hier ins Land, bin jetzt zu Haus 
Du weißt nun meine Heimlichkeit, 
So halte den Mund und sei gescheit! 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag. 
Wann aber sie so flimmernd scheint 
Ich merk' es wobl, was sie da meint, 
Wie sie sich müht und sich erbost. 
Du, schau' nicht hin und sei getrost: 
„Sie bringt es doch nicht an den Tag.“ 
So hatte die Sonn' eine Zunge nun, 
Der Frauen Zungen ja nimmer rub'n: 
„Gevatterin, um Jesus Christ, 
Laßt euch nicht merken, was ihr nun wißt.“ 
Nun bringt's die Sonne an den Tag. 
Die Raben ziehen krächzend zumal 
Nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl. 
Wen flechten sie aufs Rad zur Stund'? 
Was hat er getan? wie ward es kund? 
Die Sonne bracht' es an den Tag. 
90. Die Posaune des Gerichts. 
Gar wundersam und seltsam werden oft die Verhältnisse des 
Menschenlebens verknüpft. Das sind Knoten und Maschen, die keine 
Menschenhand, und sei sie noch so kunstgeübt, knüpfen kann; das sind 
Verwicklungen, die der pfiffigste Verstand nicht lösen kann. Freilich 
geht alles natürlich dabei her, und das ist eben das Wunder, daß 
aͤlles gewöhnlich ist und doch Außerordentliches daraus hervorgeht. 
Wie zeigt fich das wieder in dieser Geschichte!
	        
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