Nr. 17.
Der Kampf der roten und weifsen Rose
1455/85.
A. Die Kämpfe bestehen im wesentlichen in dem immer mehr
mit Erfolg gekrönten Bestreben des Hauses York, die
Königskrone zu erlangen. — Die Möglichkeit ergab sich
aus der Unzufriedenheit mit dem geistesschwachen Hein¬
rich VI. und den schlechten Erfolgen des französischen
Krieges (1340/1453). Das Mifsvergnügen steigerte sich noch,
als 1454 dem Könige ein Leibeserbe geboren wurde, den viele
für untergeschoben hielten. Der für diesen Fall eintretende
nächste Erbe Richard von York warf sich deshalb zum
Protektor des Landes auf. — Die bedeutendste Persönlich¬
keit auf der Seite des Hauses York ist der gewaltige
Königsmacher Graf von "Warwick, auf der Seite der roten
Bose dagegen die unermüdliche, aber auch grausame Ge¬
mahlin des schwachsinnigen Heinrich VI., Margarete von
Anjou. Dieselbe verteidigt weniger die Ansprüche des
Gatten, als die ihres in seinen Rechten angefochtenen
Sohnes.
B. Dreimal geht das Haus York zum Erwerb der Krone vor.
Das erste Mal bringt Richard von York, der in seiner
Person die Ansprüche der 4. und 2. Linie vereinigt, es
bis zur Anerkennung seiner Thronfolge. Beim zweiten
Male wird sein Sohn Eduard — Richard selber war in der
Schlacht bei Wakefield besiegt und getötet — durch den
äufserst blutigen Sieg bei Towton König, bald aber von
dem Königsmacher Warwick im Bunde mit Clarence
und ! — Margarete wieder gestürzt, da seine Verheiratung
mit Elisabeth Gray Warwicks Unzufriedenheit erregte.
Beim dritten Male wird nach der Einnahme der Städte
York und London Warwick bei Barnet endgültig über¬
wunden und getötet, ebenso der Prinz von Wales bei
Tewksbury; seine Mutter Margarete wird bei dieser
Gelegenheit gefangen und eingekerkert und' sein Vater
Heinrich VI. im Tower durch den Tod beseitigt (Gloucester?)
— So ist das eigentliche Haus Lancaster eingegangen und
das Haus York im unbestrittenen Besitze der Krone.
Darnach aber setzt das Haus York in seinen eigenen
Gliedern das Morden weiter fort. Eduard IV. ersäuft
Clarence in Malwasierwein, Richard III. tötet die Söhne
Eduards. Als dann jedoch die am Leben gebliebene Tochter
Eduards, Elisabeth, den Thronbewerber Heinrich Tudor
aus einer Nebenlinie des Hauses Lancaster heiratet, ver¬
einigen sich in diesem Ehepaare wieder die Ansprüche
aller Nachkommen Eduards III.
C. Der hohe Adel ist mit 80 königlichen Prinzen in dem
grauenvollen Kriege nahezu vernichtet. Empor kommen
zunächst das absolute Königtum, später der geldmächtige
Bürgerstand.
Edinburgh
Dublin
Mercia <?v
Essex
London
„ SussexüCej
Clarendon °
Calais
1347/1558
Rouen
°rmandie
Orleans
Guyenne
lordeaux
’Toulouse
Eduard III.
Eduard, der schwarze Prinz, ■f 1376 Lionel Johann v. Lancaster (Wapp.: rote Rose)
Richard II.1 f im Gefängn. 1399
j - ✓
Heinrich IY. f 1413
Heinriih V. f 1422
iinrich
Nebenlinie
Anna Mortimer Heinrich TI. t 1472 (Gem. Marg. v. Anjou)
(heir. Rich. v. Y.) (zuletzt! abwechselnd
auf dem Thron und im Tower).
Edmund v. York (W.: weifse Rose)
Richard v. York (heir. Anna M.)
. [
Richard v. York (Protektor) + 1460
Eduard IV. f 1483 Clarence Richard III. f 1485
(ersäuft 1478)
_A
Eduard, Prinz v. Wales Heinrich VII. Tudor Eduard V. Richard Elisabeth
1471 erschlagen. — '
•«
Übersicht über die englische Geschichte.
Übersicht über die englische Geschichte.
A. Nachdem das englische Volk durch die Verschmelzung der germanischen Einwanderer (Angeln, Sachsen,
Dänen, Normannen) mit den celtischen Briten zu Kräften gekommen, erweitert sich durch das Herrscher¬
haus Plantagenet (1154/1399) in unnatürlicher Weise der Besitz um das westliche und nördliche Frankreich.
Daraus entstehen zunächst Kämpfe mit Frankreich, dann auch (mittelbar) Verfassungsstreitigkeiten mit
dem eigenen Volke. Die Erringung der freiheitlichen Hechte (— 1343), der erneute Streit um den Besitz
Frankreichs (— 14 5H) und der furchtbare Bürgerkrieg der Rosen (— 1485) füllen den letzten Teil der mittel¬
alterlichen Geschichte Englands aus.
B. 406 Da die Römer die Verteidigung des Pictenwalles aufgaben,
449 riefen die von den Picten und Scoten bedrängten Briten die Angeln und Sachsen zum Schutze herüber.
Diese wurden aber aus Helfern Herren und begründeten zuletzt 7 Königreiche.
596 Seitdem Kent das Christentum angenommen (Gregor der Grofse sendete dazu den Benedictiner-
Mönch Augustin), verbreitete sich dasselbe rasch über das andere angelsächsische Land.
827 Egbert von Wessex vereinigte die 7 Königreiche (Anglia). Aber grofse Gefahren bringen die Dänen.
Nur vorübergehend vermag
871/901 Alfred der Grofse der Not dadurch zu wehren, dafs er im Nordosten die eingedrungenen Jüten
ansiedelt, Küstenbefestigungen anlegt und neue Ankömmlinge bei Eddington besiegt. Inzwischen
fördert er mit gewissenhafter Ausnutzung der Zeit jede Kultur, indem er u. a. das Land in Grafschaften
teilt (shires), darauf die Rechtspflege auf baut, Kirchen und Schulen (Oxford) gründet, die Helden¬
lieder (Beowulf) sammelt und in wichtigen Reichsfragen sich vom Rat der Wissenden (witenagemot)
beraten läfst. Aber die nachfolgenden Herrscher, unter denen der tapfere Athelstan, der Schwieger¬
vater Ottos des Grofsen, hervorragt, werden von den plündernden Dänen immer mehr bedrängt, bis
1002 Ethelred in seiner Verzweiflung in Einer Nacht alle in Northumberland erreichbaren Dänen morden
läfst. Rache durch Suen. Dessen Sohn
1016/42 Kanut der Grofse verlegt die Residenz von Dänemark nach England, wird Christ und vereint mit
starker Hand England, Dänemark und Norwegen. ;
1042/66 Das Dänenregiment wird ersetzt durch dasjenige des rechtmäfsigen, angelsächsischen Herrschers,
Eduard des Bekenners. Als nach Eduards Tode der Schwager Harald durch seinen Schwiegervater
Godwin widerrechtlich auf den Thron gebracht wird, erscheint
1066 Wilhelm der Eroberer von der Normandie, den Eduard der Bekenner zum Nachfolger bestimmt hatte,
siegt bei Hastings und unterdrückt rücksichtslos den angelsächsischen Adel. Er verteilt den grofsen
Grundbesitz desselben unter seine Normannen und verhilft der französischen Sprache in Gesetz und
Leben zur Herrschaft. (Domesdaybook.)
1154 Heinrich II. Plantagenet, Herrscher über den Westen und Norden Frankreichs (1150 war auch die
Normandie an Heinrich Plantagenet gekommen), wird König von England. Seine unnatürliche, aber
weitgehende Macht gestattet ihm auch
1171 Irland zu unterwerfen. (Erst 1271 wurde Wales gewonnen.) Aber sein Versuch, die Geistlichkeit der
weltlichen Gerichtsbarkeit unterzuordnen (Constitution von Clarendon 1164) scheitert und demütig
büfst er am Grabe des Thomas Becket die Ermordung desselben.
1189/99 Als der abenteuerliche Richard Löwenherz im 3. Kreuzzuge und später Englands Kraft draufsen
vergeudet und der leidenschaftliche und feige Bruder vor Philipp II. August und dem Papste den
kürzeren gezogen hatte, müssen England und Irland als Lehen vom Papste angenommen werden (daher
Johann ohne Land). Bei dieser Gelegenheit erzwingen sich die Grofsen (Geistlichkeit und Adel) das
1215 Recht auf Freiheit und Eigentum: Magna Charta libertatum. Dieser Grundpfeiler des Rechtes
1265 wird auf die Städte ausgedehnt, darnach (1297) auch das Steuerrecht nochmals bestätigt.
1343 Die Bewegung findet ihren Abschlufs in der Organisation des Ober- und Unterhauses. Dem Volke
gelingt diese Errungenschaft um so vollständiger, als Eduard III. gleichzeitig durch Kriege im Norden
(Schottland) und Süden (Frankreich) beschäftigt war und wegen des Geldbedürfnisses Zugeständnisse
machen mufste. Eigenartig und selbständig entwickelte sich damals auch das geistige Leben
(Chaucer, Wiclif).
1340/1453 Der endlose Krieg um den Besitz Frankreichs war mit wechselndem Glücke geführt. Zuletzt
mufsten bis auf Calais und die normannischen Inseln (auch England zum Heile) alle französischen
1455/85 Besitzungen aufgegeben werden, da ein entsetzlicher Bürgerkrieg (der roten und weifsen Rose)
Englands Macht vollständig lähmte. Er endete mit der Tötung Richards III. in der Schlacht bei Bos-
worth und der Thronbesteigung Heinrichs VII. Tudor, der, selbst aus einer Nebenlinie des Hauses
Lancaster, durch die Heirat der Elisabeth aus dem Hause York die Ansprüche der beiden feindlichen
Häuser friedlich vereinte.
C. Die Lähmung und Vernichtung des englischen hohen Adels bringt zunächst ein absolutes Regiment zur
Herrschaft, das unter Heinrich VIII. sich furchtbar geltend macht und erst dann an Kraft verliert, als
zur Zeit der Königin Elisabeth durch den Handel und die Industrie das Bürgertum Gut und Mut ge¬
wonnen. Die endgültige Regelung des Verhältnisses der Könige zum Volke wird später durch die englische
Revolution gebracht.
Das eigentliche England.
Nach 1154 hinzugekommen.
Der letzte und erfolgreiche Versuch Eduards
England zu gewinnen.
Lancaster
Towton
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Der Krieg der Rosen,
Richard III. fällt in der Schlacht bei Bosworth.
Eduard IV. f. — Seine 2 Söhne i
Morden im Hause York. Clarence ersäuft
Heinrich VI.t im Tower. Haus Lancaster erloschen
Die aus Frankreich gelandete Margarete bei Tewksbury be¬
siegt und gefangen. Ihr Sohn f
Eduard IV. nimmt York. — Clarence geht über. — Bei Barnet
Warwick f. — Heinrich VI. vom Thron in den Towen
Clarence zerfällt mit seinem Schwiegervater Warwick. Eduard IV.
erhält von seinem Schwager Karl dem Kühnen Geld zu
neuen Versuchen..
Warwick, Clarence und — Margarete stürzen Eduard. —
Heinrich VI. vom Tower auf den Thron
Die Vermählung Eduards mit Elisabeth Gray entfremdet ihm
Warwicks Zuneigung.
Heinrich VI. gefangen und vom Thron in den Tower.
Äufserst blutiger Sieg Eduards IV. bei Towton.
Warwick proklamiert in London Eduard IV. als rechtmäfsigen
König.- -
Die Wildheit der Scharen Margaretens bringt den Umschwung
zu gunsten des Hauses York.
Richard von York bei Wakefield besiegt und getötet
Die Königin Margarete nimmt für den Sohn den Kampf
wieder auf.
Vergleich. Richard von York soll Heinrichs VI. Nachfolger
werden.
Northampton: Heinrich VI. von Richard von York und War¬
wick gefangen
Der bei St, Albans siegreiche Richard von York macht sich
zum zweiten Male zum Protektor. .1
ftichard von York zum ersten Male Protektor