Full text: Karten und Skizzen aus der außerdeutschen Geschichte der letzten Jahrhunderte ([Bd. 5])

Die Stuarts und die englische Revolution 1608/1688. 
Nr.l. 
lasgow 
Belfast 
A. Der schon im Mittelalter ausgeprägte Sinn der Engländer für 
Freiheit und Selbstbestimmung (1215 die magna Charta der 
Prälaten und Barone» 1297 bürgerliche Mitwirkung bei der 
Besteuerung, 1848 Unterhaus zum Oberhaus gefügt) war in 
den Kämpfen der Rosen (1453/1488) unterdrückt, aber zur 
Zeit der Königin Elisabeth (1558/1603) durch das Aufblühen 
des Handels wieder zu Kräften gekommen. Neben dem 
geistigen Aufschwünge (Shakespeare und Bacon, der der 
Empirie zu ihrem Rechte verhalf) der materielle. Die Industrie 
(die Wollenverarbeitung der Holländer überholt) und der Handel 
(Ostindische Kompanie 1600) entwickelten den Wohlstand und 
den Wagemut. Die endgültige Gestaltung der anglikanischen 
Kirche (1562 die 89 Artikel) wirkte auf das religiöse Be» 
wufstsein der Nation um so stärker, als die Gefährdung durch 
Philipp II. (1588 Armada) siegreich abgewehrt wurde« Über 
dieses kirchlich und politisch erregte und mit Selbstbewufstsein 
erfüllte Volk war 1603 das absolutistisch geartete, fremde 
Haus Stuart mit Jakob I., dem Sohne der Maria Stuart, zur 
Herrschaft gekommen. 
B. Der pedantisch gelehrte, von seinen königlichen Vorrechtem 
1603 1625 eingenommene Jakob I., dessen Erscheinung zudem 
wenig Achtung einfiöfste, stöfst bereits bei allen Parteien an. 
1605 Die Enttäuschung der Katholiken, denen die Kopfsteuer 
nicht abgenommen, führt zur Pulververschwörung des 
Guy Fawkes. 
1613 Die ersten Konflikte mit dem Parlamente wegen des 
Rechtes der Steuerbewilligung. 
1620 Die Nichtunterstützung des Winterkönigs verletzt die 
Protestanten. (Spanische Heiratsprojekte.) 
1625/1649 Karl I. Seiner königlichen Persönlichkeit steht nach¬ 
teilig gegenüber die Unzuverlässigkeit des Charakters und 
die Verheiratung mit einer katholischen Prinzessin (von 
Frankreich) 1628. Um für die Unterstützung der Hugenotten 
in La Rochelle die Mittel (Tonnen und Pfundgeldj zu er¬ 
halten, wird die Petition of Rights (Freiheit der Person 
und des Eigentums) zugestanden. Als aber bald darnach 
sein Ratgeber Buckingham ermordet wird und La Rochelle 
fällt, wird der Krieg mit Frankreich und Spanien gegen« 
standslos und beendet, zugleich aber auch Karl I. vom 
Parlamente minder abhängig. Von Stafford und Laud be¬ 
raten, nimmt der König sein absolutes Regiment wieder auf 
und versucht den Widerstand (Hampden) durch 2 Gerichts¬ 
höfe, die Sternkammer (weltliche Angelegenheiten) und die 
Hohe Kommission (religiöse Fragen) zu brechen. Ver¬ 
hängnisvoll werden 2 Bestimmungen: 
1637 a) Schiffssteuer (einseitig vom König für die Handels¬ 
schiffe verordnet zur Erhaltung der Kriegsflotte); 
b) Neue Liturgie den Schotten (Presbyterianern) auf¬ 
gedrängt ■, dagegen entwerfen die 
1638 4 schottischen Stände den Covenant und sammeln Truppen. 
1639 Der unsicher schwankende König beruft zur Bezwingung, 
aber ohne Ergebnis, das (kurze) Parlament, und, 
1640 als dann wieder vergeblich mit den Schotten verhandelt 
war, das lange Parlament; dessen ununterbrochen 
wachsende Forderungen (auch nachdem Strafford und 
Laud geopfert) endlich zur gewaltsamen Auseinander¬ 
setzung führen. 
Der Krieg 1642/46. 
A, Der König sammelt bei York ein Heer (Kava¬ 
liere) und verlegt dann die Hauptmacht nach 
Oxford, so dafs er von beiden Stützpunkten aus 
den treuen Norden und Westen decken und 
Hülfe von Schottland und Irland heranziehen 
kann. 
B. 1642 Das erste Jahr dem Könige günstig, da er 
die geübteren Offiziere hat. Nach Besetzung 
Oxfords wird über Reading London selber 
bedroht. 
1643 Schwankender Erfolg. Als aber Pym für 
das Parlament das schottische Bündnis zu¬ 
stande bringt und 
1644 die aus Irland kommende Hülfe bei Nant- 
wieh durch Fairfax vernichtet wird, gelingt 
wohl noch von Oxford aus die Expedition 
gegen Essex, dessen Heer in der Sackgasse 
von Cornwall kapitulieren mufs (1/9), nicht 
aber der andere Zug nach Marstonmoor 
(2/7) zur Entsetzung von York, das am 
16/7 kapituliert. 
1645 Wegen der wachsenden Bedrängnis in Ox¬ 
ford wagt Karl die letzte Schlacht bei 
Naseby, in der seine Macht zertrümmert 
wird, und 
1646 flüchtet endlich, um nicht in Oxford ge¬ 
fangen zu werden, in das schottische Lager 
bei Newark. 
Heinrich VII. Tudor f 1509 
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Heinrich VIII. f 1547 Margareta Jakob IV. v. Schottland 
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Eduard VI. f 1553 Elisabeth f 1603 Jakob V. Maria Guise 
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Maria I Stuart Darnley 
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Jakob VI. (I.) 
Jakob I. v. England f 1625 
Friedr. V. v. d. Pfalz Elisabeth 
Karl Ludwig Sophie Ernst Aug. v. Hannover Karl II. f 
v. d. Pfalz v 
Georg I. f 1727 
f 1714 
Monmouth f 16^5 Wilh. III. v. Or. Maria /Anna + 1714 Jakob III. 
(natürlicher Sohn) 
Karl I. f 1649 

Maria 
Jakob II. f 1701 
f 1702 
l 
Karl III. Eduard 
Schlacht hei Naseby 
14/6 1646. 
Ruprecht 
Langdale 
Fairfax Cromwell 
Nasehy 
Nachdem Cromwells Reiterei die feindliche unter 
Langdale geschlagen und des Königs Centrum an¬ 
gegriffen, macht (der anfänglich geworfene und 
vorübergehend 30gar gefangene Schwiegersohn 
Cromwells) Ireton kehrt und vernichtet gemeinsam 
mit den anderen Truppen den auf das zäheste sich 
wehrenden Karl. Ruprecht war mit seiner sieg¬ 
reichen Reiterei unüberlegt zu weit vorgedrungen 
und konnte deshalb der Schlacht keine andere 
Wendung mehr geben. — Karls Verlust 5000 Mann. 
Orkney 
Königstreue Gebiete 
Im Besitze des Parlamentes 
1642/1645 Der anfänglich zu gunsten des Königs geführte Ki’ieg 
niufste allmählich, auch ganz abgesehen von Cromwells 
persönlicher Bedeutung, glücklich für das Parlament aus- 
echlagen, da dasselbe die Hauptstadt, die Flotte und die 
reicheren Geldmittel des S.-Ostens hatte. Dazu kam, dafs 
die religiöse Bewegung der Presbyterianer leidenschaftlicher 
wurde. (Die Puritaner verlangen jetzt fanatischer die Rei¬ 
nigung von allen Menschensatzungen, auch von denen der 
Bochkirehe, die Independenten die Unabhängigkeit sogar 
der Einzelgemeinde.) 
1646 Der König flieht ins schottische Lager und wird 1647 gegen 
Geld an die Engländer ausgeliefert. Hier bemächtigt sich 
1648 das von Independenten geleitete Heer, das sich mit 
dem gemäfsigteren Parlamente entzweit und letzteres zum 
Rumpfparlament gemacht hatte (Prides purgation), der 
Person des Königs und veranlafst 1649 die Hinrichtung 
(des Diebes, Mörders und Tyrannen). 
1649/1660 O. Cromwell und sein Sohn Richard. 
Die Aufstände zu gunsten Karls II. in Irland (Drogheda 
1649), Schottland (Dunbar 3/9 1650) und England (Worcester 
3,'9 1651) werden unterdrückt; das Rumpf» (20/4 53) und 
das Bareboneparlament (12/12 53) aufgelöst O. Cromwell 
absolut als Lordproteetor. — Gegen die Niederländer 1651 
die Navigationsakte (Ausländern nur Einfuhr eigner Waren 
gestattet), — Allmählich Reaktion. 1658 das Oberhaus wieder- 
hirgestellt. O. Cromwell f 3/9 58. — Der schwache Richard 
Cr. dankt ab (1659). — Restauration durch Monk 1660. 
1660/1685 Karl II. Nach gutem Anfang unwürdige Politik im 
Innern und nach aufsen. Er beendet den unglücklichen 
Krieg mit den Holländern zu Breda 1667. Dann schliefst 
er mit ihnen die Tripelallianz 1668. Bald darauf jedoch 
verbindet er sich wieder mit ihrem Gegner Ludwig XIV. 
1672 (Cabalministerium) und giebt darauf den 
167i Krieg ebenso planlos wieder auf. 
Im Innern folgt auf die schönen Tage der Aussöhnung 
eine widerwärtige Verfolgung der Gegner Karla I. Das 
Toleranzedikt zu gunsten der Katholiken 
167$ führt zur Testakte (Wer ein öffentliches Amt bekleiden 
will, mufs den Glauben an die Transsubstantiation ab¬ 
schwören) und 
1679 zur Habeas Corpusakte (Freiheit der Person sichergestellt). 
Die Kämpfe der Whigs (Anhänger der Verfassung 
und des Protestantismus) und der Tories (Hofpolitik 
und Legitimität) werden wegen der Bedeutung der 
Thronfolge besonders lebhaft. 
1685/88 Die Nachfolge des katholischen Jakob II. ist jedoch durch 
die Whigs nicht zu hindern; seine katholisierenden und 
absolutistischen Mafsregeln erbittern, führen aber erst dann, 
1688 als ihm ein Leibeserbe geboren wird und damit die 
katholische Dynastie eine dauernde zu werden verspricht, 
zur wirklichen Revolution. 
Gegen ihn wird herbeigerufen sein Schwiegersohn 
1688/1702 Wilhelm (III.), Prinz von Oranien, der 1689 durch die 
declaration of rights die genauesten Bestimmungen über 
die Grenzen seiner königlichen Gewalt giebt und nun die 
beiden protestantischen Seemächte unter eine Leitung bringt. 
Seitdem hat England keinen eigentlichen, inneren Krieg mehr 
gesehen und ununterbrochen seinen Wohlstand daheim und seine 
Macht auf dem Meere und in den fremden Kontinenten weiter 
entfalten können.
	        
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