Full text: Die Heimat (3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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Und wie beseelt von höherem Geist 
falten auch sie die Hände zumeist 
und horchen alle recht mit Fleiße 
auf des betenden Kindes Weise. 
Drauf seht es sich nieder mit stiller Freude 
Und achtet nicht auf all' die Leute. 
Die aber, ergriffen im tiefsten Innern, 
mußten sich oft noch daran erinnern, 
Und mancher hat wieder gebetet fortan, 
40. was er schon lange nicht mehr gethan. 
6G* 
VI. 
39. Die Einladung. 
Ein frommer Landmann in der Kirche saß, 
den Tert der Pfarrer aus Johannis las 
am Ostermontag, wie der Heiland rief 
vom Ufer: „Kindlein, habt ihr nichts zu essen?“ 
Das drang dem Landmann in die Seele tief, 
daß er in stiller Wehmuth dagesessen. 
Drauf betet er: „Mein liebster Jesu Christ, 
so fragest du? O, wenn du hungrig bist, 
so fei am nächsten Sonntag doch mein Gast 
und halt an meinem armen Tische Rast! 
Ich bin ja wohl nur ein geringer Mann, 
der nicht viel Gutes dir bereiten kann, 
doch deine Huld, die dich zu Sündern trieb, 
ninimt auch an meinem Tische wohl fürlieb.“ 
Er wandelt heim und spricht sein herzlich Wort 
an jedem Tag die ganze Woche fort. 
Am Samstag Morgen läßt's ihn nimmer ruhn:. 
„Frau,“ hebt er an, „nimm aus dein bestes Huhn, 
berei es kräftig; fege Flur und Haus, 
stell' in die Stub' auch einen schönen Strauß; 
denn wisse, daß du einen hohen Gast 
auf morgen Mittag zu bewirten hast. 
Putz unfre Kinderlein, mach' alles rein, 
der werthe Gast will wohl empfangen sein!“ 
25. Da springen alle Kinderlein heran: 
B, Balen werẽ Wie heißt der liebe Mann?“ 
Die Mutter fragt: „Nun, Vater, sage mir, 
gar einen Herren ludest du zu dir?“ 
Der Vater aber lächelt, sagt es nicht, 
und Freude glänzt aus seinem Angesicht. 
Am Sonntag ruft der Morgengloen *l 
zum lieben Gotteshause zieh'n sie all, 
Und immer seufzt der Vater innerlich: 
)O, lebster Jesu, komm, besuche mich 
h. 
10. 
15. 
20.
	        
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