TORBEMERKUïSEI ZU SPRUNER-MENKE HAND-ATIAS: MITTELALTER UND NEUERE ZEIT,
IBERISCHE HALBINSEL. 7 KARTEN.
Laufende Nummern der Atlas: Nr. 14 bis 20.
(14) Iberische Halbinsel Nr. I. Reich der Westgothen
in Hispania 581—711 n. Chr. — Nebenkarten:
1. Erste Niederlassungen germanischer Völker in
Hispaniae 411—420 n. Öhr. — 2. Reiche der
Sueven, Vandalen und Westgothen 420—460 n.
Ghr. — 3. Reich der Westgothen unter Eurich
(466—488) und Alarich II. (488—507). — 4. Reich
Theo der icii s des Grossen. Von Th.. Menke.
Die Geschichte der deutschen Herrschaften, welche
seit 411 n. Chr. auf der iberischen Halbinsel sich bildeten,
bis zur Verlegung des westgothischen Königssitzes nach
Spanien stellen die Nebenkarten dar; die Hauptkarte ist
eine Illustration zu den beiden letzten Jahrhunderten des
W estgothenr eichs.
Die römische Provincialeintheilung der späteren Kaiser¬
zeit blieb unter den germanischen Königen. Hauptquellen
dafür sind die Concilienacten jener Jahrhunderte.
Auch die conventus iuridici der Römer wurden von
den Westgothen und in der ersten Zeit auch von den
Sueven beibehalten. Die Namen der in der Geschichte
vorkommenden sind angegeben; nur der des conventus
Scalabitanus, der nach 653 erwähnt wird (Passio S. Irenae,
Esp. sagr. XIV, 389), nicht, weil seine Grenzen sich nicht
genau bestimmen lassen.
Der conventus Palentinus, 527 erwähnt (Esp. sagr. V,
396), scheint dem alten conventus Cluniensis zu ent¬
sprechen.
Die Grenzen des Suevenreichs sind auf der Haupt¬
karte nach den Acten der Concile von Lucus im J. 569
und von Bracara im J. 572 angesetzt. Er umfasste damals
die alte Provinz Gallaecia, sowie von Lusitania die Bezirke
der Bisthümer Lamecum, Viseum, Egidita (Egestana ecclesia),
Conimbria und Magnetum (j. Meinedo bei Oporto) und zer¬
fiel in 2 synodi, nämlich
1) Bracarensis mit Bracara, Viseum, Conimbria, Egidita,
Lamecum, Eminium;
2) Lucensis mit Lucus, Iria, Auria, Tude, Asturica,
Britonia.
Das Ganze hiess damals Gallaecia provincia (Acta conc.
III, 374. 384 Hard; vergl. Idat. Chron. praef.). Nach
der Unterwerfung des suevischen Reichs durch die West¬
gothen im J. 583 fielen die Städte südlich vom Durius
wieder an Lusitania (Concil. Emerit. vom Jahre 666). Zur
Provinz Gallaecia aber wurde das 572 unterworfene Can-
tabria geschlagen, das bereits früher zu derselben gehört
hatte*) und dessen Name sich damals, wie es scheint, bis
zu den Gegenden am oberen Iberus und den Pyrenäen
ausdehnte, an denen er in der späteren maurischen Zeit
allein haftete**).
Die dem König Wamba zugeschriebene Eintheilung der
Halbinsel ist für diese Karte nicht benutzt worden, da sie
nachgewiesenermassen in ihrer jetzigen Form einer späteren
Zeit angehört und die kritische Beleuchtung derselben,
welche Guerra versprochen hat, noch abzuwarten ist, um
zu erkennen, was in ihr der gothischen Zeit angehört.
Von den oströmischen Besitzungen in Hispanien ist es
unsicher, ob sie erst nach der Besiegung des vandalischen
Reichs unter Justinian an das Kaiserreich fielen, oder schon
vorher bei demselben waren. Ich habe als solche nur die¬
jenigen Oertlichkeiten angegeben, von denen mir Quellen¬
zeugnisse Vorlagen, und zweifle, dass in den Quellen mehr
*) Cantabri et Astures Galleciae provinciae portio sunt. Oros. 6,
21. — Eegiones partes sunt provinciarum, sicut in Phrygia Troia, sicut
in Galicia Cantabria Asturia. Isidor 14, 15.
**) Astures et Vascones in finibus Cantabriae rebellantes. Lucas
Tud. 58. Die Diocese von Lucus urafasste nach der dem Wamba zu-
geschriebcnen Einnch^ung totas Asturias per Pyrenaeos montes et per
flumen magnum Ove et per totum litus maris Oceani usque Biscaiam,
Acta conc. III, 377 Harduin.
über dieselben enthalten ist, als ich gefunden. Dass Tingis
bis 711 oströmisch blieb, beruht auf einer schönen Con-
jectur Dozy’s (Recherches 1, 66 ff.). Er liest nämlich beim
Isidoras Pacensis sub anno 711 : Nobilissimi viri Iuliani
(editi Urbani) Africanae regionis sub dogmate catholicae
fidei exarchi (edd. exorti).
An kartographischen Hülfsmitteln wurden für diese
Section namentlich die Vogel’sche Bearbeitung von Spanien
in Stieler’s Atlas und die Karten von Coëllo, von Lopez-
Güssefeld, sowie die Karte des römischen Hispaniens von
Guerra-Saavedra, die Herr Professor Hübner die Güte hatte
mir mitzutheilen, und die in der España sagrada gelieferten
Karten benutzt.
Unter den geschichtlichen Quellen und Hülfsmitteln
sind hervorzuheben die Schriftsteller und Urkunden in der
España sagrada, Vol. I—XLVIII, in de Marca’s Marca
Hispánica, S c h o 11’s Hispania illustrata und bei D u -
chesne, ferner Mordtmann’s Uebersetzung deslstakr,
Gayango’s Uebersetzung des Makkari, Jaubert’s
Uebersetzung des Edrisi, Reinaud’s Uebersetzung der
Geographie des Abulfeda, de Siane’s Uebersetzung
von Ihn Haucal’s Beschreibung von Africa, sowie die
Abhandlungen in der España sagrada und die Werke und
Aufsätze von Conde (soweit er nicht veraltet ist), Car-
donne, Aschbach, Lembke, Schäfer, Schmidt,
Gervinus, Hübner und Dozy.
(15) Iberische Halbinsel Nr. II. Iberische Halbinsel
von der Ankunft der Araber bis zum Unter¬
gänge der Omaijaden 711 —1028. — Neben¬
karte: Iberische Halbinsel vom Unter gange der
omaijadischen Herrschaft bis zur Schlacht von
Zalaca (1086). Von K. v. Spruner; Neubearbei¬
tung von Th. Menke.
Dem siegreichen Islam unterlag 711 auch das west-
gotbische Reich, und die iberische Halbinsel wurde bis
auf geringe Reste in Asturien und Cantabrien und in den
Pyrenäen, wo christliche Herren sich zu halten wussten,
dem Khalifate unterthan. Als bald darauf, im Jahre 749,
das Haus des Abbas den Khalifenthron bestieg und die
Omaijaden gänzlich auszurotten suchte, floh ein Spross
dieses Hauses, Abderrhaman, nach dem äussersten Maghreb
und gelangte von da mit Hülfe arabischer und maurischer
Häuptlinge nach Hispanien, wo er in langen Kämpfen mit
den Anhängern der Abbasiden sich und seinen Nachfolgern
ein gänzlich vom Khalifate abgetrenntes Reich erstritt, das
Emirat (später Khalifat) von Cordova.
Die Herrscher dieses Reichs, dessen Provinzen nach
einem Entwürfe des verstorbenen Archivraths Möller
von Herrn v. Spruner eingetragen sind, hoben während
ihrer beinahe dreihundertjährigen Regierung die Halbinsel
zu einem vorher und später nie gekannten Flor, bis sie
der Uebermacht ihrer Statthalter erlagen und der Letzte
seines Geschlechts, Hischam III., 1028/29 der Statthalter¬
schaft entsagte.
Die einzelnen Reiche des dann getheilten Gebiets zeigt
die Nebenkarte.
Während dieser ganzen Periode dauerte mit kaum
nennenswerther Unterbrechung der Kampf der Moslemin mit
den nach dem Norden geflüchteten Gothen und den west¬
lich angrenzenden Franken.
In dem rauhesten Theil der Gebirge Asturiens hatte
Pelagius (732—751), ein Nachkomme der alten Gothen¬
könige, eine kleine Herrschaft gegründet, die schon 753 mit
dem Herzogthum Cantabria vereinigt wurde. Den Königen
dieses Reichs, die sich seit 916 Könige von Leon nannten,
gelang es allmälig, die Moslemin aus den nördlich vom
Duero gelegenen Strichen zu verdrängen. Auf diesem Er-
YERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA.
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