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gebracht haben, die Buchstabeuformen (Lettern) einzeln aus Erz
zu bereiten, so daß man sie nach Belieben zusammensetzen konnte.
Zunächst jedoch unterwies er einige Straßburger im Schleifen
von Halbedelsteinen und in der Anfertigung gläserner Hand¬
spiegel, welche sie bei einer bevorstehenden großen Wallfahrt
nach Aachen verkaufen wollten.
Auch die Waffen hat er geführt gegen die Armagnacs,
eine Bande von 30 000 französischen Mordbrennern, welche unter
einem Grafen Armagnac, dann unter ihrem Kronprinzen (Dauphin)
das linksrheinische Land verheerten. 1500 Basler Helden waren
bei St.Iakob an der Birs gegen sie gefallen; dann kam der
Schwarm durch das Elsaß hinunter, nach welchem Frankreich
schon damals die Hand ausstreckte. 110 Dörfer standen in
Flammen; die Bauern wurden lebendig gebraten oder in Fässer
gesperrt. Aber die Straßburger nahmen ihnen bei einem Ausfall
die bei St. Jakob erbeutete Fahne ab, und das Elsäßer Land¬
volk zwang die „armen Gecken", mit blutigen Köpfen heim¬
zuwandern.
/Erst nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt hat Gutenberg
14&0 seine Erfindung ausgeführt. Im Jahr 1450, ein halbes Jahr¬
hundert nachdem in Nürnberg die erste deutsche Papierfabrik
entstanden, begann er den Druck des ersten Buches, einer latei¬
nischen Bibel. Zur Verbesserung seiner Kunst, namentlich zur
Herstellung kleinerer und haltbarerer Lettern, bedurfte er nam¬
hafter Geldmittel, und der Mainzer Bürger Johann Fust
schoß ihm 800 Gulden vor gegen 6% Zins; die Druckerei
sollte ihm als Unterpfand dienen. Sobald Fust von der Ein¬
träglichkeit des Unternehmens sich überzeugte, wurde er Teil¬
nehmer. 300 Gulden wollte er jährlich zuschießen, den Betrag
für Arbeitslöhne, Papier, Pergament, Druckfarbe unverzinslich
vorstrecken; und Gntenberg in seinem Erfindereifer nahm das
Anerbieten arglos und ohne Sicherheit an. Plötzlich verlangte
Fust Darlehen und Zuschuß samt Zins und Zinseszins zurück,
über 2000 Gulden, und bekräftigte vor Gericht feine Forderung
mit einem Meineid, welchen sein junger Gehülfe Peter Schösser
von Gernsheim bestätigte- So wurde Gutenberg verurteilt und
um die Früchte seiner mühevollen Erfindung betrogen. Die
ganze Druckerei wurde dein Wucherer zugesprochen.
Obgleich ein anderer reicher Mainzer zur Ausbildung der
neuen Kunst die nötigen Mittel hergab, blieb Gutenberg doch
zeitlebens in schweren Sorgen.
Dazu kam neue Kriegsnot. Erzbischof Dieter von Mainz
wurde vom Papst abgesetzt. Der ihm verbündete Pfalzgraf
Friedrich bei Rhein, „der böse Fritz", führte die gegnerischen