Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

— 184 — 
gebracht haben, die Buchstabeuformen (Lettern) einzeln aus Erz 
zu bereiten, so daß man sie nach Belieben zusammensetzen konnte. 
Zunächst jedoch unterwies er einige Straßburger im Schleifen 
von Halbedelsteinen und in der Anfertigung gläserner Hand¬ 
spiegel, welche sie bei einer bevorstehenden großen Wallfahrt 
nach Aachen verkaufen wollten. 
Auch die Waffen hat er geführt gegen die Armagnacs, 
eine Bande von 30 000 französischen Mordbrennern, welche unter 
einem Grafen Armagnac, dann unter ihrem Kronprinzen (Dauphin) 
das linksrheinische Land verheerten. 1500 Basler Helden waren 
bei St.Iakob an der Birs gegen sie gefallen; dann kam der 
Schwarm durch das Elsaß hinunter, nach welchem Frankreich 
schon damals die Hand ausstreckte. 110 Dörfer standen in 
Flammen; die Bauern wurden lebendig gebraten oder in Fässer 
gesperrt. Aber die Straßburger nahmen ihnen bei einem Ausfall 
die bei St. Jakob erbeutete Fahne ab, und das Elsäßer Land¬ 
volk zwang die „armen Gecken", mit blutigen Köpfen heim¬ 
zuwandern. 
/Erst nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt hat Gutenberg 
14&0 seine Erfindung ausgeführt. Im Jahr 1450, ein halbes Jahr¬ 
hundert nachdem in Nürnberg die erste deutsche Papierfabrik 
entstanden, begann er den Druck des ersten Buches, einer latei¬ 
nischen Bibel. Zur Verbesserung seiner Kunst, namentlich zur 
Herstellung kleinerer und haltbarerer Lettern, bedurfte er nam¬ 
hafter Geldmittel, und der Mainzer Bürger Johann Fust 
schoß ihm 800 Gulden vor gegen 6% Zins; die Druckerei 
sollte ihm als Unterpfand dienen. Sobald Fust von der Ein¬ 
träglichkeit des Unternehmens sich überzeugte, wurde er Teil¬ 
nehmer. 300 Gulden wollte er jährlich zuschießen, den Betrag 
für Arbeitslöhne, Papier, Pergament, Druckfarbe unverzinslich 
vorstrecken; und Gntenberg in seinem Erfindereifer nahm das 
Anerbieten arglos und ohne Sicherheit an. Plötzlich verlangte 
Fust Darlehen und Zuschuß samt Zins und Zinseszins zurück, 
über 2000 Gulden, und bekräftigte vor Gericht feine Forderung 
mit einem Meineid, welchen sein junger Gehülfe Peter Schösser 
von Gernsheim bestätigte- So wurde Gutenberg verurteilt und 
um die Früchte seiner mühevollen Erfindung betrogen. Die 
ganze Druckerei wurde dein Wucherer zugesprochen. 
Obgleich ein anderer reicher Mainzer zur Ausbildung der 
neuen Kunst die nötigen Mittel hergab, blieb Gutenberg doch 
zeitlebens in schweren Sorgen. 
Dazu kam neue Kriegsnot. Erzbischof Dieter von Mainz 
wurde vom Papst abgesetzt. Der ihm verbündete Pfalzgraf 
Friedrich bei Rhein, „der böse Fritz", führte die gegnerischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.