fullscreen: [Teil 2,2] (Teil 2,2 für Obertertia)

30 Die Reformation. 
biet ein. anfangs war ihm das Glück hold; denn er zwang das kleine 
Städtchen St. Wendel zur Übergabe. Hber an dem gutbefestigten Trier 
scheiterte jeder Hngriff, und Sickingen mutzte den Rückzug antreten. 3m 
Oktober 1522 wurde die Reichsacht über ihn verhängt. 
Die Bundesgenossen blieben aus, während der Lrzbischof von Trier 
von lutherischen Surften, dem Landgrafen Philipp von Hessen und dem 
Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, aus Sorge, daß auch ihra Gebiete 
von dem Rufruhr ergriffen werden könnten, unterstützt wurde. Sie 
gingen nun ihrerseits zum Hngriff vor. So sah sich Sickingen Ende 
Rpril 1523 von der Hauptmacht der drei Fürsten in seiner Burg Land- 
swhl eingeschlossen. Hber er verlor nicht den Mut, sondern verließ 
sich auf die starken Mauern seiner Festung. Doch schon in den 
ersten Tagen der Beschießung sank der Hauptturm mit seinen zwanzig 
Fuß dicken Mauern in Trümmer. Hm 1. Mai schlug eine Kugel in 
einen Balken und zersplitterte ihn. Ein Stück davon traf Sickingen und 
SicSeus riß ihm die ganze Seite auf; noch sechs Tage wehrte sich der todwunde 
Mann, erst am 6. Mai ergab er sich. Hm nächsten Tage traten die drei 
Sieger in das Gemach des Sterbenden, der beim Hnblick des Pfalzgrafen, 
seines Lehnsherrn, ehrerbietig das Haupt entblößte und sich aufzurichten 
suchte. Der Pfalzgraf wehrte ab, während der Erzbischof unedel genug 
war, dem Sterbenden Vorwürfe zu machen. Doch trotzig gab Sickingen 
zur Rntwort: „Davon wäre viel zu reden; nichts ohne Ursache." Kaum 
hatten die Fürsten das Gemach verlassen, da verschied Sickingen, und er, 
der nach einem Fürstenhut getrachtet hatte, wurde nun von wenig Ge¬ 
treuen, in eine alte Kiste gezwängt, zur letzten Ruhe gebracht. 
Huttens Tod In demselben Jahre starb auch Ulrich von Hutten, der die Er¬ 
neuerung und Verjüngung des Lebens in Deutschland so freudig begrüßt 
hatte: „(D Jahrhundert, o Wissenschaften. Es ist eine Freude, zu leben 
— es blühen die Studien, die Geister erwachen." Nach Sickingens mi߬ 
lungenem Hngriff auf Trier wurde auch er verfolgt und von Bann und 
Rcht getroffen. Er flüchtete nach der Schweiz, und Zwingli nahm sich 
des völlig mittellosen und gebrochenen Mannes an; er erwirkte ihm bei 
einem heilkundigen Geistlichen Hufnahme auf der Insel Ufnau im Züricher 
See. hier starb der ritterliche Kämpfer im Riter von 35 Jahren im 
herbst des Jahres 1523. „(Er hinterließ," so berichtet Zwingli, „lediglich 
nichts von wert; Bücher hatte er keine, Hausrat auch nicht, außer einer 
Feder." 
§ 19. Der Bauernkrieg. Die Mißstimmung und Unzufrieden¬ 
heit der bäuerlichen Bevölkerung in Deutschland war groß und stammte 
nicht erst aus Luthers Tagen. Der Bauer galt als „Lasttier der Gesell¬ 
schaft" und wurde noch obendrein verhöhnt: 
Der Bauer ist an Ochsen statt, 
Nur daß er keine Hörner hat.
	        
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