Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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Zweite Periode der Neuzeit. 
über ihre Person unb ihr Treiben vielfach bie Geißel bes Witzes 
geschwungen hatte, unb nahm einen 33rief von Maria Theresia, in 
welchem sie „Cousine" angerebet worben war, sehr günstig auf. Elisa¬ 
beth, deren unsittliches Leben Friebrichs Spott gleichfalls nicht geschont 
hatte, war biefem Bunbe gern beigetreten unb gewann Sachsen unb 
Schweben ebenfalls gegen Friebrich. 
1756. Aus Mitteilungen bes ihm befreunbeten 
russischen Kronprinzen Peter, sowie aus ben Anhäufungen russischer 
unb östreichischer Truppen an seinen Grenzen ersah Friebrich balb, 
wem biese Rüstungen galten. Er staub fast ganz isoliert ba unb 
hatte bie Bunbesgenofsenfchaft Englanbs, welches früher Maria 
Theresias Freunb war, nur bem Umftanbe zu verbanken, baß schon 
vor Beginn bes Krieges in Deutschlanb zwischen Frankreich unb Gro߬ 
britannien ein Seekrieg (1756—1763) infolge von Streitigkeiten in 
ben rtorbamenkanifchen Kolonien ausgebrochen war. Um feinen Feinben 
zuvorzukommen, begann Friebrich ben Krieg. Er rückte im 
Monat August in Sachsen ein, eroberte Dresben unb bie wichtigsten 
Stabte unb forberte ben König August III zum Bunbe mit Preußen 
auf- Dieser schlug ben Antrag ab, weil bie Östreicher ihm zu Hilfe eilten 
unb sein eigenes Heer ein wohlverschanztes Lager bei Pirna bezogen 
hatte. Allein Friebrich schloß bas sächsische Heer bei Pirna ein, 
rückte ben Östreichern nach Böhmen entgegen unb schlug sie unter 
33romn bei So wo fitz (1. Oktober). Nun zwang er bie 14 000 
Mann starke Armee zur Übergabe unb unterwarf sich bas ganze Lanb. 
König August HI. unb Brühl flohen nach Polen. Als bas beutfche 
Reich ben Einfall Friebrichs als „eine unerhörte, höchst sträfliche 
Auflehnung" bezeichnete, ließ Friebrich bie Driginalurkunbe über bie 
gegen ihn gefaßten Pläne, welche er in Dresben aufgefunben hatte, 
brücken unb verbreiten. 
1757. Obwohl ganz Europa sich gegen ihn erklärte, 
so scherzte er boch zuweilen über ben Krieg mit ben brei Weibern unb 
zog zu Anfang bes Jahres 1757 mutig in Böhmen ein. Der erste 
Sieg, welchen er hier bei Prag (6. Mai) erfocht, kostete ben tapferen 
Felbmarfchall Schwerin nebst 13000 Mann bas Leben, hatte aber 
bie Belagerung Prags zur Folge. Schon war bie böhmische Haupt¬ 
stabt fünf Wochen beschossen worben, als Friebrich ben östreichischen 
General Daun, ber bei Kollin stanb, (18. Juni) plötzlich aus¬ 
suchte, weil er erwartete, ein neuer Sieg werbe bie Übergabe von 
Prag nach sich ziehen. Daun hatte bereits ben Befehl zum Rück- 
5U9 geschrieben, als Friebrich feinen musterhaften Schlachtplan änberte.
	        
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