Full text: Von den Kämpfen des Germanicus bis zum Aufstand der Bataver (Teil 3)

Das Ende des Hrminius (21 n. Chr.). 
(Tacitus, Annales II, 88.) 
Balb nach bem Tobe bes Germaniens fiel auch ct r - 
min ins als ein Opfer heimischen Habers (21 n. Chr.). Über 
feine letzten Lebensjahre erzählt T a c i t u s in ben Annalen (II, 88) 
folgenbes: 
88. Bei Schriftstellern jener Zeit, die zugleich Senatoren 
waren, finde ich die Nachricht, in einer Senatssitzung sei 
ein Brief des dhattenfürsten Kdgandestrius verlesen 
worden, worin er sich erbot, den Hrminius zu töten, 
falls man ihm dazu Gift schicke. Darauf sei ihm der Bescheid 
geworden: nicht hinterlistig und heimlich, sondern offen 
vor aller Welt und mit dem Schwerte in der Hand nehme 
Rom an seinen Feinden Hache. Durch dies rühmliche Ver¬ 
halten stellte sich Giberius jenen Feldherrn der Vorzeit 
an die Seite, die von einer Beseitigung des Königs Pyrrhus 
durch Gift nichts hatten wissen wollen und ihm den Anschlag 
verraten hatten. 
Übrigens wollte sich Hrminius nach dem Abzug der 
Römer und dem Sturze ITCaroboös eine Königsherrschaft 
errichten, stieß aber bei seinen freiheitsliebenden Lands¬ 
leuten auf widerstand. Mit bewaffneter Hand angegriffen, 
kämpfte er mit wechselndem Erfolge und fiel dann als ein 
Opfer der Hinterlist seiner verwandten. 
Er war ohne jeden Zweifel der Befreier Ger¬ 
maniens und führte Kriege mit Rom, nicht wie andere 
Könige und Heerführer, als es noch klein und unbedeutend 
war, sondern als es auf dem Gipfel der Macht stand. In 
Schlachten war er nicht immer siegreich, in einem ganzen 
Kriege aber nie besiegt. 37 Jahre hatte er gelebt, 12 davon 
geherrscht. Noch heutigen Tages lebt sein Andenken in den 
Liedern der Barbarenvölker, während er freilich den Jahr¬ 
büchern der Griechen, die nur ihres eigenen Volkes Taten be¬ 
wundern, unbekannt ist und bei uns Römern, die wir nur 
die graue Vorzeit preisen und uns um neuere Ereignisse nicht 
kümmern, nicht nach Gebühr gefeiert wird. 
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