Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (2)

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schwören, die Verfassung zu halten. Seit jener Zeit ist Preußen ein 
Staat, in welchem die Macht des Königs durch die Verfassung begrenzt 
ist. Ein solcher Staat heißt konstitutionelle Monarchie (Kon¬ 
stitutionelle Verfassung). 
Vertiefung. 1. Wo zahlen eure Eltern ihre Steuern? Wozu werden die 
Steuern gebraucht? (Nennet Beamte, welche für Ordnung sorgen! Nennet 
Wohlfahrtseinrichtungen! Straßen, Eisenbahnen, Kanäle; Kranken- und Armen¬ 
häuser; Feuerwehr; Polizei.) Welche Vorteile haben wir von diesen Einrichtungen? 
Welchen Vorteil haben wir von den Soldaten? — Die Steuern können wir mit 
den Beiträgen zu einer Versicherung (z. B. Feuerversicherung) vergleichen. Wir 
zahlen alljährlich eiue kleine Summe; damit wir im Falle eines Unglücks vor 
großem Schaden bewahrt bleiben. Weiset dies auch für die Steuern nach, die 
für Soldaten und Polizei, Krankenhäuser und dgl. erhoben werden. 
Welche Stände hatten früher in Brandenburg das Recht, über die Steuern 
zu bestimmen? Welcher Stand war nicht vertreten? (Die Bauern.) Die Steuern 
an Geld waren im Mittelalter unbedeutend, weil es wenig Geld im Lande gab. 
Kurfürst Friedrich II. hatte jährlich nur 17 500 Gulden zur Verfügung, also 
etwa 150 000 M nach unserem Geldwerte. (Wieviel beträgt dagegen Einnahme 
und Ausgabe unseres Wohnortes?) — Ohne Genehmigung der Stände durfte 
der Kurfürst keine neue Steuer erheben, sie hatten auch darüber zu bestimmen, 
wer die schon bestehenden Steuern zahlen sollte, wann dies geschah u. s. w., so 
daß der Kurfürst ohne die Stände kein Geld vom Lande bekam. — Warum 
brauchte man damals so wenig Geld? (Kein stehendes Heer, Kirche und Schule 
unterhielten sich selbst, sehr wenig bezahlte Beamte.) 
2. Warum vernichtete der Große Kurfürst die Vorrechte der 
Stände? Ä) Steuern und Soldaten wurden sehr langsam zusammengebracht; 
die Bischöfe, die übrige hohe Geistlichkeit, die Ritterschaft, der Hof zahlten alle 
ihren Teil besonders, die Städte waren wieder in zahlreiche Gruppen vereinigt, 
von denen jede einzeln ihren Anteil aufbrachte. Wenn Geld und Soldaten nötig 
waren, fehlten sie; auch waren die Soldaten wenig geübt und oft mangelhaft 
bewaffnet. Die Nachteile davon zeigten sich im dreißigjährigen Kriege, b) Die 
Edelleute und reichen Bürger wälzten die Lasten auf die Bauern und kleinen 
Leute ab, so daß diese von Diensten und Lasten erdrückt wurden. Die Hohen- 
zollern suchten aber gerade den Armen zu helfen, c) Die Stände wollten von 
einer Einheit des Staates nichts wissen, die Brandenburger kein Geld für 
Preußen und beide keines sür die rheinischen Besitzungen bewilligen. Ohne diese 
Einheit des Staates blieb Brandenburg stets ohnmächtig. Übrigens entstand 
damals in den meisten Staaten Europas die absolute Regierungsform, unter¬ 
stützt durch das Aufkommen der stehenden Heere, welche den Fürsten Gewalt gaben. 
Nennet Beispiele von der unumschränkten Herrschergewalt Friedrich 
Wilhelms I. und Friedrichs II.? (Gewaltsame Aushebung von Soldaten; Zwang 
zum Häuserbau; — Einführung der Regie, der Arnoldfche Prozeß.) Wozu 
brauchten aber diese Herrscher meistens ihre Macht? Vergleichet damit die 
französischen (sächsisch-polnischen) Könige! Welche Vorteile hatte also diese Ver¬ 
fassung für Preußen? Welche Nachteile kounte sie aber sehr leicht haben? (Das 
Volk konnte nicht nur durch Steuern übermäßig bedrückt werden, sondern der 
Unterthan kümmerte sich auch nicht mehr um das Wohlergehen des Staates. 
Vergl. Preußen vor 1806.)
	        
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