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Rauchwolke fort und schickt sich an, dem Rufe zu gehorchen. Es ist 
die Stimme des Geistlichen, der die Gläubigen zum Gebete ruft, und 
wenn je ein Muselmann aus seiner Ruhe geweckt wird, so ist es, um 
den Vorschriften des Propheten zu gehorchen. Er wäscht sich und eilt 
nach der Moschee. 
Fez und Marokko. 
Beide Länder gehören einem Herrscher. Sie ziehen sich auf beiden 
Seiten der Meerenge von Gibraltar hin, östlich und südlich, und werden 
also vom Mittelländischen und Atlantischen Meer bespült. Auch hier 
finden wir den Atlas, und zwar den hohen und den kleinen. Reisende 
versichern, die bedeutende Höhe der Berge, die steilen Abgründe, die 
tiefen Thäler erfüllten mit Staunen und Entsetzen, während die herr¬ 
liche Aussicht und der Anblick der zahlreichen Schaf- und Ziegenherden, 
die an den steilsten Gipfeln hängen, das Auge erfreut. Von diesen 
Gebirgen ziehen sich herrliche, grüne, von Bächen durchflossene Thäler 
gegen die Küste hin. Nur in der Nähe des Gestades ist der Boden 
meist felsig und dürr, und gewährt wegen des Mangels an Bäumen 
einen traurigen Anblick. Die Luft ist hier, wie überall in der Berberei, 
angenehm, bis auf die heißen Monate; des Nachts kühl, zu Mittag 
sehr warm. Die Erzeugnisse sind daher ungefähr dieselben, wie auf 
der ganzen Nordküste. 
Die Hanptklasse der Einwohner machen die Mauren aus. Sie 
reden, wie in der ganzen Berberei, arabisch und sind Mohammedaner. 
Ihr Aussehen und ihren Charakter kennen wir schon aus dem vorigen. 
So kriechend der Maure auch ist, wenn er mit einem Mächtigern zu 
thun hat, so stolz und grob ist er gegen Niedrige; durch Freundlichkeit 
und Gefälligkeit, die er für Zeichen der Furcht hält, erlangt man nichts 
von ihm. Rachsucht und Blutgier sind allgemein herrschende Leiden¬ 
schaften. Nur im Unglück zeigt er eine Art von Seelengröße. Er 
verzweifelt nie, und auch der größte Schnierz, das größte Leiden ent¬ 
reißt ihm keine Klage. Oft sieht man Missethäter, die zum Tode ge¬ 
martert werden, alle Ümalen aushalten, ohne eine Miene zu verziehen. 
Die allgemeine Tracht ist der Haik, ein 4 Meter langes Stück weißes 
Zeug, in das sie sich hüllen, wenn sie ausgehen und mit dem sie sich 
des Nachts zudecken. Vornehme kleiden sich sorgfältiger und tragen 
einen Kaftan mit Gürtel. Die Unverheirateten gehen im bloßen Kopse, 
die Verheirateten tragen eine rote, wollene Mütze. Strümpfe trägt 
niemand, aber gelbe und rote Pantoffeln. Alle haben Dolche, die zum 
Teil prächtig verziert sind. Das Schminken ist bei den Frauen allge¬ 
mein, und sind die Backen recht knallrot, und haben sie um die Augen 
einen schwarzen Strich gemacht, so halten sie sich für schön. Der 
größte Beweis von weiblicher Schönheit ist rötliches Haar und eine 
solche Dicke, daß sie kaum gehen können. Gehen die Weiber aus, so
	        
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