Full text: Kleines Lehrbuch (Ausg. B)

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Afrika, 
D. Ägypten. 
^ Bodengestalt. Aus engem Felsentale und nach Überwindung der letzten 
Stromschnellen (etwas n. vom Wendekreise des Krebses) tritt der Nil in das 
allmählich auf höchstens vier Stunden erweiterte Tal seiues Uuterlaufes, das 
im O. von der Arabischen Wüste, im W. von der Libyschen eingeschlossen 
wird.. Da, wo die libyschen Kalkhöhen sich westwärts wenden, teilt sich der 
Fluß in Arme, die das im Rückgange begriffene Delta1 einschließen. Dies war 
ursprünglich eiu Busen des Mittelmeeres, der bis uach Assuäu hinaufreichte, und 
ift jetzt ein niedriges, sumpfiges Weideland mit großen Strandseen (Fig. 78). 
Die beiden Hauptarme des Nils werden nach den Städten an ihrer Müuduug 
benannt, der ö. nach Damiette, der w. nach Rosette. Sie werden zeitweilig 
durch ein Stauwerk gesperrt. 
^Der Nil wurde durch seine Sinkstoffe der Schöpfer des Landes und der Erhalter 
seiner Fruchtbarkeit, da der Regen iu Ägypten (ausgenommen das Delta) eine 
Seltenheit ist. Es bringen nämlich die in Habesch fallenden Regengüsse und später 
in geringerem Maße die Wassermenge des Weißen Nils den Nil 4 Monate (Juli bis 
Eude Oktober), wenn auch nicht immer in gleicher Stärke, zum Austreten über seine 
Ufer, fo daß er mit seinem fetten Tonschlamme den Boden befruchtet, der, so ewig 
verjüngt, die reichsten Ernten au Baumwolle, Getreide (Weizen. Reis, Mais), 
Zuckerrohr usw. hervorbringt. ^Überall am Nil ertönen die ächzenden Schöpfräder, 
sieht man rauchende Fabrikschlote sich über die grünen Sykomoren erheben.' 
Die Bevölkerung, [die auf den bewässerten Gebieten bis zu 600 auf 1 qkm 
^zusammengedrängt ist, so. daß Ägypten darin Sachsen imb Belgien übertrifft,' 
ist in ihrer großen Masse Nachkommenschaft der Altägypter, die sich mehr 
oder weniger rein in der Banernbevölkenng am unteren Nil, den Fellahin, am 
reinsten in den städtebewohnenden christlichen Kopten erhalten hat. Außerdem 
Beduinen und Europäer, diese fast ausschließlich in den großen Handelsplätzen^ 
Ägypten, Tribut är st aat der Türkei, wird von einem erblichen Vizekönig mit 
dem Titel Che di v regiert. Britische Besatznn g und tatsächliche Oberherrschaft. 
1. Oberägypten, mit den großartigen Trümmern des alten huuderttorigeu Theben 
auf beiden Nilseiten^. 
2. Unterägypten mit der Hst. Kairo, r. am Nil, unter 30° N, der größten 
Stadt des Türkischen Reichs nach Konstantinopel (655), der glänzendsten des Morgen- 
tandes. Auf dem l. Ufer des Nils, bei den Trümmern des alten Memphis, die 
Begräbnisstätten der altägyptischen Könige aus unvordenklichen Zeiträumen, die 
40 Pyramiden. Die größte ist die des Cheops, jetzt noch 137 in, bei dem Orte 
Gizeh [t>fcht|eh] (Bild 15). 
Am Delta: Alexandrien (330), dessen altberühmter Hafen von den Schwemm- 
stoffen des Nils nicht belästigt-wird; Eingangstor in das Nilgebiet und das Morgen- 
land. Es vermittelt neben dem Sneskanal durch die nach Sues führende Eisen- 
bahn den Verkehr Indiens mit Europa, der seit der Eröffnung jenes Kanals einen 
stetig fortschreitenden Aufschwung des Dampffchiffsverkehrs genommen hat3. Port 
Sa'id, am Eingange des Kanals vom Mittelmeer aus. 
1 Dem Strom werden seine Waffen gegen das Meer, seine Wasserfülle und sein 
Schlamm, durch die neuen Stauwerke genommen. 
2 Durch den 1,» km langen, mit 180 Durchlässen versehenen Staudamm von Assuän 
speist der Nil ein Staubecken, dreimal so groß wie der Genfer See, und durch dessen 
Wasservorrat wird der Kulturboden Ägyptens auf die siebenfache Größe gebracht werden. 
Dazu kommen drei andere Stauwerke. Siehe Bild 16. — 3 <B. Verkehrskunde S. 293 f.
	        
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