Full text: Großes Lehrbuch der Geographie (Ausg. C)

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Amerika. 
Die Anden von Süd-Amerika werden nach den 
Ländern, die sie durchziehen, die von Patagonien, 
Chile ltschilej, Bolivien, Peru, Ecuador und 
von Kolumbien genannt. Da den Ozean mit 
Ausnahme Patagoniens eine mauerartig geschlossene 
Küstencordillere begleitet, die ö. Ketten aber vielfach 
durchbrochen sind, so suchen auch viele Flüsse, die 
nahe der W.-Küste entspringen, nach O. hin ihren 
Ausweg aus dem Gebirge, und an der pacifischen 
Seite bleibt für schiffbare Gewässer wenig Raum. 
Von 320 8 an beginnt die auch der n. Hälfte 
des Erdteils eigentümliche Bildung von Doppelketten 
mit eingeschlossenen Hochflächen. Diese sind sämtlich 
von hohen Randketten umgürtet und an ihren Enden 
durch hohe, steile Querjoche oder durch tiefe, kluft¬ 
artige Auswaschnngstäler abgegrenzt: alles bedeu¬ 
tende Hemmnisse für den Verkehr. Die n. und die s. 
Enden der großen Gebirgsreihen sind durch Fjorde 
zerrissen und in Inselgruppen aufgelöst. 
a. Bis zu 41° 8 erheben sich die Cordilleren von 
Patagonien als unregelmäßige Kette von geringer Breite 
mit starker Fjordbildung unmittelbar aus dem Meere. Die 
Wasserscheide liegt hier nicht auf dem Kamme der Anden, 
und diese werden mehrfach von Flüssen durchbrochen. 
d. In Chile bilden die Cordilleren, durch eine Küsten¬ 
ebene vom Meere getrennt, bei einer mittleren Höhe von 
3900 m, im n. Teil sogar 3 Parallelketten; aus der mittleren 
erhebt sich als höchster Berg Amerikas der Kegel des 
Aconcagua jakönkägwaj zu 7036 m, vom Schweizer Berg¬ 
führer Zurbriggen 1897 zum erstenmal erstiegen. „Er 
wird von anderen Bergen umgeben, wie der Kern der 
Artischocke von deren fleischigen Blattern." Der Aufenthalt 
in solch bedeutender Höhe wird erschwert durch die Vsnfleta, 
eine Krankheitserscheinung, die vom Einflüsse der dünnen 
Luft herrührt und sich hier von der Höhe von 3500 m an 
bemerklich macht. Um dieser Krankheit entgegenzuwirken, 
kauen die Indianer mit gutem Erfolge die zerriebenen 
Blätter der Kokapflanze. — „Je näher man der Cordillere 
tritt, desto mehr löst sich ihre Raupennatur in ein Alpen- 
laud mit Seitenketten und Seitentälern auf, hinter denen 
die Hauptkette verborgen bleibt. So besonders zwischen 
35 und 320 8. Hier erscheint das Gebirge in seiner gro߬ 
artigsten Entwicklung." — Weiter nördlich bilden die Anden 
von Atacäma breite Tafelflächen, auf denen sich ausge¬ 
dehnte Salzsümpfe befinden; als Wüste ist ein Küstenstrich 
von 75 üm Breite zwischen 24^° und 21^° S zu bezeichnen. 
f„Man stelle sich eine ausgedehnte Ebene vor, wo man 
keine Spur von Leben sieht, wo man weder Vögel noch 
Insekten antrifft, wo keine Pflanze wächst, wo die Stille 
des Grabes nur durch das Brausen des Windes gestört 
wird, wo der Boden aus Kalk besteht und der feine Staub 
und die immer heitere Sonne die müden Augen quält, wo 
mau,, endlich auf das Skelett eines vierfüßigen Tieres, auf 
die Überreste eines Menschen stößt." An anderen Stellen 
Fig. 104. Querschnitt durch Süd-Amerika in der Nähe des 16? 8. (Längenmaßstab I : 25 Milk., Höhe 50 fach übertrieben.)
	        
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