136
Amerika.
Die Anden von Süd-Amerika werden nach den
Ländern, die sie durchziehen, die von Patagonien,
Chile ltschilej, Bolivien, Peru, Ecuador und
von Kolumbien genannt. Da den Ozean mit
Ausnahme Patagoniens eine mauerartig geschlossene
Küstencordillere begleitet, die ö. Ketten aber vielfach
durchbrochen sind, so suchen auch viele Flüsse, die
nahe der W.-Küste entspringen, nach O. hin ihren
Ausweg aus dem Gebirge, und an der pacifischen
Seite bleibt für schiffbare Gewässer wenig Raum.
Von 320 8 an beginnt die auch der n. Hälfte
des Erdteils eigentümliche Bildung von Doppelketten
mit eingeschlossenen Hochflächen. Diese sind sämtlich
von hohen Randketten umgürtet und an ihren Enden
durch hohe, steile Querjoche oder durch tiefe, kluft¬
artige Auswaschnngstäler abgegrenzt: alles bedeu¬
tende Hemmnisse für den Verkehr. Die n. und die s.
Enden der großen Gebirgsreihen sind durch Fjorde
zerrissen und in Inselgruppen aufgelöst.
a. Bis zu 41° 8 erheben sich die Cordilleren von
Patagonien als unregelmäßige Kette von geringer Breite
mit starker Fjordbildung unmittelbar aus dem Meere. Die
Wasserscheide liegt hier nicht auf dem Kamme der Anden,
und diese werden mehrfach von Flüssen durchbrochen.
d. In Chile bilden die Cordilleren, durch eine Küsten¬
ebene vom Meere getrennt, bei einer mittleren Höhe von
3900 m, im n. Teil sogar 3 Parallelketten; aus der mittleren
erhebt sich als höchster Berg Amerikas der Kegel des
Aconcagua jakönkägwaj zu 7036 m, vom Schweizer Berg¬
führer Zurbriggen 1897 zum erstenmal erstiegen. „Er
wird von anderen Bergen umgeben, wie der Kern der
Artischocke von deren fleischigen Blattern." Der Aufenthalt
in solch bedeutender Höhe wird erschwert durch die Vsnfleta,
eine Krankheitserscheinung, die vom Einflüsse der dünnen
Luft herrührt und sich hier von der Höhe von 3500 m an
bemerklich macht. Um dieser Krankheit entgegenzuwirken,
kauen die Indianer mit gutem Erfolge die zerriebenen
Blätter der Kokapflanze. — „Je näher man der Cordillere
tritt, desto mehr löst sich ihre Raupennatur in ein Alpen-
laud mit Seitenketten und Seitentälern auf, hinter denen
die Hauptkette verborgen bleibt. So besonders zwischen
35 und 320 8. Hier erscheint das Gebirge in seiner gro߬
artigsten Entwicklung." — Weiter nördlich bilden die Anden
von Atacäma breite Tafelflächen, auf denen sich ausge¬
dehnte Salzsümpfe befinden; als Wüste ist ein Küstenstrich
von 75 üm Breite zwischen 24^° und 21^° S zu bezeichnen.
f„Man stelle sich eine ausgedehnte Ebene vor, wo man
keine Spur von Leben sieht, wo man weder Vögel noch
Insekten antrifft, wo keine Pflanze wächst, wo die Stille
des Grabes nur durch das Brausen des Windes gestört
wird, wo der Boden aus Kalk besteht und der feine Staub
und die immer heitere Sonne die müden Augen quält, wo
mau,, endlich auf das Skelett eines vierfüßigen Tieres, auf
die Überreste eines Menschen stößt." An anderen Stellen
Fig. 104. Querschnitt durch Süd-Amerika in der Nähe des 16? 8. (Längenmaßstab I : 25 Milk., Höhe 50 fach übertrieben.)