Full text: Die neue Zeit (Abt. 3)

Die ersten Revolutionskriege. 115 
Worte (Shbel: „Ludwig XVI. war der einzige Mensch in Paris, der 
am Tage der Hinrichtung in seiner Seele den Frieden besaß"). 
Hinrichtung der Königin (Seelenstärke) und der Prinzessin Elisabeth, 
der frommen Schwester des Königs. Der kleine unglückliche Dauphin 
(Ludwig XVII.) unter den Mißhandlungen des Schusters Simon. — 
Anwendung des Dezimalsystems auch auf den Kalender; neue 
Zeitrechnung und Wocheneinteilung. — Die religiöse Verirrnng 
der Revolution (Pfarrer Oberlin im Steinthale). 
35. Die ersten Revolutionskriege 1792—1797. 
Die Lampagne von 1792. 
Auf Joseph II. war 1790 als deutscher Kaiser Josephs 
Bruder, Leopold II., gefolgt. Er war ein friedliebender 
und vorsichtiger Herr. Obwohl mit dem französischen Könige 
verschwägert, enthielt er sich doch kriegerischer Einmischung 
in die Angelegenheiten Frankreichs; seine Kriegsrüstungen 
galten weit mehr der Verteidigung als dem Angriff. Hin- 
gegen zeigte sich König Friedrich Wilhelm II. von 
Preußen den Wünschen der französischen Emigranten sehr 
zugänglich. Der „ritterliche Kamps gegen die Revolution" 
schien ihm Fürstenpflicht. Am 1. März 1792 starb uner¬ 
wartet Kaiser Leopold. Sein Sohn nnd Nachfolger, Kaiser 
Franz II., neigte weit mehr znm Kriege. Die französische 
Kriegserklärung vom 20. April 1792 machte denselben zur 
Thatsache. Preußische und österreichische Heere gingen nun 
über den Rhein.^cAber in den Operationen spiegelte sich die 
ganze Zerrissenheit Deutschlands. Zwiespalt der Heerführer, 
Mangel an Begeisterung bei den Truppen hemmte überall 
den Erfolg. DerHerzog Ferdinand von Braunschweig 
als Oberbefehlshaber erließ im Geiste der Emigranten ein 
hochfahrendes Manifest, welches die Franzosen zu verzweifeltem 
Widerstande aufregte. Zwar rückten die Preußen in die 
Champagne vor; aber nach der resultatloseu Kanonade bei 
Valmy kehrten sie, m trauriger Auflösung an den Rhein 
zurück. Auch die Österreicher erlitten im November bei 
Jemappes in Belgien durch Dnmonriez eine schwere 
Niederlage. Inzwischen hatten bie Franzosen unter Custine 
das linke Rheinuser erobert, die Städte Worms und 
Speier besetzt, am 21. Oktober durch die Feigheit und 
Kopflosigkeit der Verteidiger sogar die wichtige Festung 
Mainz genommen, und steckten alsdann mit ihrem Freiheit^-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.